Junge MedienunternehmerTeenager erobern Netz mit eigenem Online-Magazin
Der Bürener Gymnasiast Nils Feigenwinter (15) ist der jüngste Medienunternehmer des Landes. Mit dem Onlineportal Tize.ch erobert er derzeit seine Generation im Sturm.
Im September dieses Jahres entdeckte das Branchenmagazin «Persönlich» den Bürener Teenager Nils Feigenwinter und publizierte einen Beitrag über das Online-Magazin Tize, das da ganz frisch im Netz war. Im Oktober widmete das Fachmagazin «Schweizer Journalist» dem jüngsten Medienunternehmer des Landes ein grosses Porträt.
«Das Interesse an unserer Arbeit freut mich sehr», sagt der 15-Jährige an einem sonnigen Dezembernachmittag in der Kantonsbibliothek Liestal. Hier kommt der Gymnasiast oft und gerne hin zum Lernen – ein Digital Native in einer Welt von Büchern. Seit August macht er mit dem Online-Magazin Tize.ch Furore. Tize ist ein News- und Lifestyle-Portal von und für Teenager. Nach einer Pilotphase füttert seit dem 12. Dezember ein fast zehnköpfiges Team die Seite täglich mit neuen Beiträgen.
Whatsapp-Chat statt Redaktionssitzung
Rund 10'000 Leser erreiche Tize zurzeit monatlich, sagt Feigenwinter – «Tendenz steigend». Was der Teenager mit Gleichaltrigen auf die Beine gestellt hat, ist die vermutlich erfolgreichste Schülerzeitung der Schweiz. Die Reporter von Tize kommen aus der ganzen Deutschschweiz von Basel bis St. Gallen. Die Teamkommunikation läuft über Whatsapp. «Redaktionssitzung ist der Gruppenchat», erklärt Feigenwinter.
Berichtet wird über Themen, die die Autoren selbst bewegen, etwa Musik, Youtube-Phänomene oder Technikprodukte. «Gadgets ziehen», sagt Feigenwinter. «Wir betreiben viel Aufwand, um an neue Produkte zu kommen.» So konnte vor kurzem das neue iPad Pro ausgiebig getestet werden. Zur Verfügung gestellt wurde es Tize von Apple.
Aber auch Politik sei wichtig: Als die SVP mit ihrem Wahlkampf-Song die Hitparade stürmte, war das auch für die Tize-Redaktion ein Thema. Den Jungreportern gelang es in der Folge, SVP-Nationalrat Thomas Matter zum umstrittenen Youtube-Video zu interviewen. «Da waren wir lange dran.»
Gestandener Medienprofi
Mit seinen jungen 15 Jahren redet Nils Feigenwinter schon wie ein gestandener Medienprofi. Und das ist er auch. Schon als Zehnjähriger wirkte er beim SRF-Kinderprogramm Zambo mit. Mit Kollegen machte er sich dann «selbständig» und gründete vor zwei Jahren das Webradio Die Freezer, mit dem er zeitweise über 2000 Hörer erreichte. «Die Faszination am Geschichtenerzählen war bei mir schon immer da», so Feigenwinter.
Aus dem Radio, das er nicht mehr als zeitgemässes Format für die Zielgruppe Teenager erachtete, entstand dieses Jahr dann Tize. Der junge Medienunternehmer wird mittlerweile auch an Podien geladen. Im November traf er erstmals einen Bundesrat: «Ich konnte Alain Berset die Hand schütteln», erzählt er.
Bald die eigene App
Geld verdient der Teenager mit Tize keines. «Wir arbeiten alle ehrenamtlich», betont er. Dennoch ist das Online-Portal kein Non-Profit-Unternehmen. Tize hat Förderbeiträge von Kulturkick sowie dem Kanton Solothurn erhalten und erzielt Werbeerlöse. Das Geld wird reinvestiert. Eine Mobile-App ist bereits in Planung.