Transgender: Öfter lassen sich schon Kinder abklären

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Falsches GeschlechtTransgender: Öfter lassen sich schon Kinder abklären

Will mein Bub ein Mädchen sein, wenn er mit Barbies spielt? Experten erhalten mehr Anfragen wegen jungen Transgenders.

Anna Luethi
von
Anna Luethi
"Dass ein Junge phasenweise lieber mit Puppen spielt, hat nichts zu bedeuten", so Experte Udo Rauchfleisch.

"Dass ein Junge phasenweise lieber mit Puppen spielt, hat nichts zu bedeuten", so Experte Udo Rauchfleisch.

In die Praxis des Basler Psychotherapeuten und Transgender-Experten Udo Rauchfleisch kommen immer mehr Menschen, die sich mit ihrem Geburtsgeschlecht nicht identifizieren können. «In den letzten Jahren sind es öfter bereits Kinder und Jugendliche – Tendenz zunehmend», sagt Rauchfleisch. Letztes Jahr hatte er rund zehn Fälle von 6- bis 13-Jährigen. «Je jünger das Kind ist umso schwieriger ist die Beurteilung», so Rauchfleisch. Dass in solch jungen Jahren bereits transidente Tendenzen wahrgenommen werden, liege vor allem am offeneren Familienklima – und daran, dass die Thematik bekannter ist – so können Kinder ihr Empfinden überhaupt einordnen.

Auch Henry Hohmann, Co-Präsident der Organisation Transgender Network Switzerland, bemerkt die Tendenz zur Abklärung von jüngeren Transgenders: «Bei uns melden sich sicher ein- oder zweimal jeden Monat Eltern oder Schulen betreffend Kinder, die möglicherweise trans sind.» Die Eltern seien hellhöriger geworden.

Dennoch sehen laut Rauchfleisch trotz aller Sensibilisierung viele Eltern oft lange über die Tendenzen ihrer Kinder hinweg. Er sagt aber auch: «Dass ein Junge phasenweise lieber mit Puppen spielt hat nichts zu bedeuten. Bei Transkindern zeigt sich eine konsequente Ablehnung gegen das eigene Geschlecht – oft besteht das Kind auch auf einen andersgeschlechtlichen Namen.» Laut Rauchfleisch ist es wichtig, den Geschlechterwunsch nicht zu unterdrücken: Dies könne zu Depressionen, sozialem Rückzug oder gar Suizid führen.

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