Basel-StadtUnispital schickt Studenten auf LSD-Trip
Nirgends auf der Welt wird Menschen zu Forschungszwecken so oft LSD verabreicht wie in Basel. Die Droge könnte in der Medizin eingesetzt werden.
- von
- jd mak
Seit zwei Jahren wird am Universitätsspital Basel die Wirkung von LSD auf gesunde Menschen untersucht. In diesem Jahr verabreicht ein Forschungsteam 24 Probanden die Droge und untersucht dabei ihre Gehirnaktivitäten. In den vergangenen Jahren hat sich Basel damit zu einem der weltweit führenden Standorte für die Forschung mit LSD entwickelt, schreibt die «Schweiz am Sonntag»: Nirgendwo auf der Welt würden aktuell mehr Versuche mit LSD realisiert als am Basler Unispital.
«Psychoaktive Substanzen werden von vielen Menschen konsumiert und vereinzelt auch in therapeutischen Studien eingesetzt», sagt Matthias Liechti, klinischer Pharmakologe und Leiter der Forschungsgruppe am Universitätsspital Basel. «Es fehlen aber Grundlagendaten. Als Medikamentenspezialist bin ich daran interessiert, wie psychoaktive Substanzen pharmakologisch auf den Menschen wirken und im Gehirn ihre Wirkung entfalten.»
Horrortrip in der Röhre?
Um an einer LSD-Studie teilnehmen zu können, müssen die Testpersonen einen einwandfreien körperlichen als auch geistigen Gesundheitszustand vorweisen können. Das Mindestalter ist 25. «Das Alterslimit ist wichtig, weil die Persönlichkeit bereits gefestigt sein sollte. So ein Test kann einen Probanden auch mal durcheinanderschütteln», sagt Liechti.
Körperliche Risiken oder gar Kontrollverluste würden durch das Experiment nicht hervorgerufen. Ein Spaziergang ist der Versuch trotzdem nicht: Nach der Einnahme einer Kapsel mit 100 Mikrogramm LSD geht es ab in die «Röhre», wie der Kernspintomograf umgangssprachlich genannt wird. Dort wird die Gehirnaktivität während des Drogenrausches gemessen. Für diese Forschung interessieren sich viele Therapeuten, die auf eine Zulassung von psychoaktiven Substanzen hoffen. «Der Einsatz von psychoaktiven Substanzen in Kombination mit einer Psychotherapie könnte eine Alternative zu klassischen Medikamenten sein», so Liechti.
Illusionen statt Halluzinationen
Richtige Halluzinationen würden während der Testphase keine ausgelöst, sondern lediglich Illusionen. Liechti: «Von den Testpersonen wurden beispielsweise die Muster beschrieben, die sie sahen, wenn sie die Augen geschlossen hielten.» Jeden Vierten überkam nach Einnahme der Testdosis ein Angstgefühl, das sich jedoch nach dem Ende der Wirkung wieder verflüchtigte. Das Risiko, nach dem Versuch ein Flashback zu haben, sei gering: «Nach der Einnahme von LSD im kontrollierten Versuch sind Flashbacks grundsätzlich selten», erklärt Liechti.
Bereits nach seiner Entdeckung 1943 durch Albert Hoffmann in Basel wurde LSD von Psychiatern weltweit eingesetzt. Nachdem sich die Droge mit der Hippie-Bewegung unkontrollierbar verbreitete und die Zahl der Drogenpsychosen wuchs, verboten die USA die Substanz in den 60er-Jahren. Die Schweiz folgte dem Beispiel.
Positive Ergebnisse
Mit der neuen Forschungsreihe wird ein altes Kapitel neu aufgeschlagen. Die ersten Ergebnisse aus Liechtis Studien seien hinsichtlich der Verträglichkeit positiv ausgefallen. Trotzdem bezweifelt Liechti, dass LSD in den nächsten Jahren wieder auf den Markt kommen wird. «Wer sollte das finanzieren wollen?» Die nächste Grundlagen-Studie sei aber bereits in Planung.