Fasnacht in Allschwil und ReinachWahlpannen als Sujet hoch im Kurs
Keine der beiden grössten Baselbieter Gemeinden überstand 2016 ohne Wahlschlamassel. Für die Fasnachten am Wochenende ein gefundenes Fressen.
Ihren Stempel auf den Fasnachts-Umzug am Sonntag in Allschwil drückte die Wahlpanne vom 28. Februar 2016. Das Wahlbüro hatte bei den Gemeinderatswahlen das absolute Mehr falsch berechnet und es musste neu ausgezählt werden – ein dankbares Sujet, das von mehreren der 73 Formationen aufgegriffen wurde. Von Kursen für Stimmenzähler bis zum Glücksrad war alles dabei. Vom Motto «S'Röhreschuelhus als Chlättergarte» war nicht viel zu sehen.
Die zahlreichen entlang der Marschroute stehenden Zuschauer konnten sich auch an ironischen Seitenhieben gegen Medienformate erfreuen. Die Quer und Chrüz Waggis versuchten sich als Bachelor mit Niveau, am Wagen der Cüpli-Müsli prangte an jeder Ecke der Schriftzug «Fake News», und die Gränzwaggis warteten mit einem aus Zeitungen bestehenden Schiff namens «Affähre» auf.
Am Sonntag beging auch die grösste Baselbieter Gemeinde ihren Fasnachtsumzug mit 73 Formationen.
Fasnachts-Umzug Allschwil (Video: las)
In Reinach spielte das Wetter mit
«Petrus ist ein Reinacher, aber Gott ist immer noch ein Basler»: Auf solche Sprüche muss man sich gefasst machen, wenn ein Basler Ueli ein Guggenkonzert in einer Landgemeinde moderiert. Zumindest teilweise hatte der Städter aber recht: Als am Samstag um 14 Uhr in Reinach der grosse Fasnachtsumzug unter dem Motto «Z'Rynach lauft's» losging, strahlte die Sonne.
Mit einem wilden Spektakel wurde der frostige Winter verbannt und traute sich bis spät in die Nacht nicht zurückzukommen. 66 Formationen verwandelten das ansonsten beschaulich-ruhige Zentrum der «Stadt vor der Stadt» in ein riesiges Festgelände.
Politik im Zentrum
An politischen Sujets mangelte es nicht: Das vergangene Jahr hat reichlich Material geliefert. Die Gschrubte liessen es sich nicht entgehen, das Reinacher Wahldebakel noch einmal aufzurollen. Bei den Einwohnerratswahlen vom 28. Februar 2016 waren viele der Listen abgerissen worden und somit ungültig, was eine Wiederholung der Wahl nach sich zog. Die Andärä nahmen hingegen das nach langem Hin und Her in Aesch abgesagte Älpler- und Schwingfest auf die Schippe.
Die derzeit am meisten polarisierende politische Figur durfte natürlich auch nicht fehlen: Donald Trump. Die Chatzebuggler zeigten unter dem Motto «Trumpazamba» eine an Silvio Berlusconis «Bunga Bunga» erinnernde Vision des Weissen Hauses. Und die Granate Schnägge sagten sich gleich: «Au mir kandidiere». Denn heutzutage scheint es noch manch einer in die Politik zu schaffen. Die Behämmerte rollten in Affenkostümen gleich mit ihrer eigenen «Bananenrepubligg» durchs Dorf und deckten die Zuschauer mit den gelben Früchten ein.
Am 25. Februar fand in Reinach BL der grosse Fasnachts-Umzug statt. Bei prächtigem Wetter bestaunten Tausende das wilde Spektaktel.
Fasnachts-Umzug in Reinach (Video: fh/las)
Finale am Abend
Traditionsgemäss lockte am Abend das Guggenkonzert vor dem Gebäude der Gemeindeverwaltung. Der «verirrte» Basler Ueli führte durch das Programm. In gewohnt ruhiger Manier liessen die aus der ganzen Region angereisten Fasnächtler seine Sprüche über sich ergehen. Obwohl die Temperaturen wieder etwas sanken, blieb das Dorf aber gut gefüllt und die Stimmung feuchtfröhlich.
Die spielenden Guggen zeigten erneut ihr Bestes. Vor allem viele Junge waren dieses Jahr dabei, was auch beim Moderator alle Sorgen um die Zukunft der Fasnachts-Tradition vertrieb. Einzig die Beleuchtung der Bühne liess einiges zu wünschen übrig: Während der vorne stehende Tambourmajor jeweils von Scheinwerfern fast gebraten wurde, blieb die musizierende Entourage im Hintergrund im Halbdunkeln.
Das Guggenkonzert der Reinacher Fasnacht füllte am Samstag das Dorf mit Schaulustigen.
Guggenkonzert an der Reinacher Fasnacht (Video: las)