SondermülldeponieWeht hochgiftiger Staub ins Kleinbasel?
Die Basler Behörden reagieren auf die schweren Vorwürfe eines Altlast-experten. Messungen sollen zeigen, ob der Gestank aus einer ungenügend geschützten Giftgrube stammt.
Das Lufthygieneamt beider Basel nimmt in den nächsten Tagen im Kleinbasel Staubmessungen vor. Diese sollen aufzeigen, ob die Quartiere Klybeck und Kleinhüningen zeitweise mit giftigem Lindan-Abfall-Staub belastet werden.
Die Behörden reagieren damit auf Vorwürfe des Basler Altlastexperten Martin Forter. Dieser hatte am Donnerstag publik gemacht, dass es im Kleinbasel immer wieder stinke.
In Kleinbasel zwischen Dreirosenbrücke und Rheinhafen liegt laut Anwohnern seit Monaten immer wieder ein modriger Geruch in der Luft. Schuld daran ist gemäss Altlastenspezialist Martin Forter Novartis. Für ihn liegt die Ursache des Gestanks auf der anderen Rheinseite in Hüningen (F), wo der Pharma-Riese seit Juli 2013 hochgiftigen und potenziell krebserregenden Lindan-Abfall (HCH) ausgräbt.
Der Geruch von HCH entspricht gemäss «Tageswoche» genau dem Geruch, der den Kleinbaslern seit Juli in die Nase steigt.
Die Ausgrabung von HCH durch Novartis geschieht im Rahmen der Sanierung des Bodens auf dem STEIH-Areal. Der Boden ist dort durch mehrere Tonnen HCH kontaminiert – ein französischer Insektizid-Hersteller hat diesen bis in die 1970er-Jahre dort angehäuft. «Es ist positiv, dass Novartis Tausende Tonnen des hochgiftigen Lindan-Abfalls ausgräbt. Wie sie dies allerdings tut, ist weniger erfreulich», so Forter. Denn statt teure Hallen zu bauen, liesse Novartis in Hüningen grosse, günstige Zelte über den Giftgruben errichten.
Novartis bestreitet Vorwürfe
Diese würden den Gestanks- und Giftaustritt durch Erzeugung eines Unterdrucks zwar teilweise verhindern, doch bei Wind würden die Zeltwände stark flattern. «Dann existiert das Risiko, dass hochgiftiger Lindan-Abfall-Staub aufgewirbelt und mit dem Wind nach Kleinbasel verfrachtet wird», sagt Forter.
Novartis bestreitet die Vorwürfe: «Am Basler Hafen gibt es zahlreiche potenzielle Staub- und Geruchsquellen», erklärt der Pharma-Riese in einer schriftlichen Stellungnahme. Man habe durch zwei unabhängige Instanzen Geruchsanalysen durchführen lassen und festgestellt, dass der Geruch nicht vom Lindan-Abfall stamme. Ausserdem seien bei der STEIH-Baustelle keine Staubemissionen vorhanden.
Hochgiftig und krebserregend
Lindan steht im Verdacht, Auslöser für zahlreiche schwere Krankheiten zu sein. Darunter Krebs, Parkinson oder Multiple Sklerose. HCC darf zudem unter keinen Umständen ins Wasser gelangen, da es für Wasserorganismen giftig ist und ausserdem über den Verzehr von Fischen in den menschlichen Organismus gelangen kann.