Grindelwald«Hätte nie gedacht, dass Nachricht gefunden wird»
Bei Umbauarbeiten im Hotel Belvedere entdeckten Bauarbeiter eine eingegipste Zigi-Schachtel, darin ein Zettel mit ein paar Zeilen aus dem Jahr 1961. Das Hotel machte den Gipser ausfindig.
Hans Wyss hat vor 56 Jahren eine Zigipackung im Hotel Belvedere eingegipst - jetzt wurde sie bei Umbauarbeiten gefunden (Video: aha)
«Es war ein Jux», sagt Hans Wyss, 56 Jahre nachdem er bei Gipsarbeiten im Grindelwaldner Hotel Belvedere eine Zigaretten-Packung der Marke Mary Long Filtre Soft eingipste. Er versah sie damals mit einem Zettel, auf dem er seine Kontaktdaten und eine Botschaft notierte: «Im 1961 am 5. November um 8.40 Uhr habe ich dieses Papier in die Decke geschoppt.»
Erfolgreiche Suchaktion auf Facebook
Bis vergangenen Sonntagabend habe er nie mehr an die Zeitkapsel in der Decke des Hotels gedacht. «Dann riefen mich plötzlich mein Göttikind und meine Tochter an, und sagten, ich werde auf Facebook gesucht», erinnert er sich. Auch seine Frau Elisabeth, mit der er seit 30 Jahren zusammen ist, habe er nie von der Zigi-Packung erzählt. Grund: Die eingemauerte Botschaft wurde bei Umbauarbeiten gefunden, und das Hotel suchte nach dem Arbeiter, der sie 1961 eingemauert hatte.
«Ich habe nicht im Traum damit gerechnet, dass die Zeitkapsel jemals gefunden wird, jedenfalls nicht zu meinen Lebzeiten», meint Wyss scherzend.
Vom Gipser zum Polizist
1961 war Wyss 21 Jahre jung, und hatte erst kurz zuvor seine Lehre zum Gipser abgeschlossen. Als Gipser habe er aber dann nur sieben Jahre gearbeitet. «Ich war einfach zu gross, die Arbeit tat meinem Rücken nicht gut», erzählt Wyss. So wurde er über Umwege Polizist. Diesem Beruf blieb er fast 40 Jahre lang treu, bis er 2002 pensioniert wurde.
Besuch in Grindelwald
Carole Hauser vom Hotel Belvedere startete den Aufruf auf Facebook, wie das «Thuner Tagblatt» am Mittwoch berichtete. Der Post wurde über 300 mal geteilt und so wurde Hans Wyss aus Hindelbank innert 24 Stunden gefunden. Wyss und Hauser haben bereits zusammen telefoniert, und Hauser hat den Rentner nach Grindelwald eingeladen.
Insgesamt sei er 1961 wohl etwa drei oder vier Wochen in Grindelwald gewesen und habe Gipsarbeiten durchgeführt. Nach 56 Jahren wird Wyss jetzt wieder dorthin zurückkehren, «um die Renovationsarbeiten zu begutachten», so Wyss. Der Besuch werde aber erst Ende November stattfinden, sobald er die Winterreifen montiert habe. «Sicherheit geht schliesslich vor», findet Wyss.
Die Zigipackung in Grindelwald war übrigens die einzige Zeitkapsel, die Wyss versteckte. «Und seit siebzehn Jahren rauche ich auch gar nicht mehr.»