Töff flog 100 Meter durch die Luft – Fahrer (31) tot

Aktualisiert

EM-Feier in BernTöff flog 100 Meter durch die Luft – Fahrer (31) tot

Während einer EM-Feier im Bollwerk verstarb ein 31-jähriger Kosovare bei einem Motorradunfall. Die bfu warnt vor übermütigen Fanfahrten.

kaf
von
kaf
Am späten Dienstagabend kam es im Bollwerk Bern zu einem Motorradunfall. Dabei verstarb der Motorradfahrer.
Im Bollwerk hatten sich viele türkische und kroatische Fans vorab versammelt, um die Siege ihrer Mannschaften zu feiern.
Die Kantonspolizei Bern wurde kurz nach 23 Uhr über den Unfall informiert.
1 / 6

Am späten Dienstagabend kam es im Bollwerk Bern zu einem Motorradunfall. Dabei verstarb der Motorradfahrer.

Leser-Reporter

Hupend und feiernd standen türkische Fussballfans am Dienstagabend in ihren Autos in einem kleinen Stau beim Berner Bollwerk. Sie freuten sich über den Sieg ihrer Nationalmannschaft. «Plötzlich kam eine Frau zum Auto und sagte, wir sollen aufhören, es habe einen schlimmen Unfall gegeben», sagt ein Leser-Reporter. Er und sein Kollege seien dann um die Reitschule herumgefahren und hätten gesehen, wie ein Mann in eine Ambulanz getragen worden sei. «Einige der Herumstehenden haben gesagt, er sei verstorben.»

Die Kantonspolizei Bern wurde kurz nach 23 Uhr alarmiert. Polizeisprecherin Ramona Mock bestätigt den Unfall: «Es kam zu einem Unfall, der leider tödlich ausgegangen ist.» Beim Verstorbenen handle es sich um einen 31-jährigen Kosovaren, der im Kanton Bern lebte.

Töfffahrer verlor Kontrolle beim Überholen

Der Mann war gemäss ersten Erkenntnissen mit seinem Töff vom Bahnhof Bern herkommend auf dem Bollwerk in Richtung Schützenmatte unterwegs, als sich zeitgleich ein Autokorso von Fussballfans in die gleiche Richtung bewegte. «Aus noch zu klärenden Gründen verlor der Mann die Kontrolle über das Motorrad und kollidierte mit einem stehenden Auto», heisst es vonseiten der Polizei. Laut Augenzeugen wollte der Töfffahrer überholen und verlor beim Beschleunigen die Kontrolle über das Motorrad.

Der 31-jährige Motorradfahrer wurde dabei von seinem Fahrzeug geschleudert. Der Töff kam erst rund 100 Meter weiter zum Stehen. Passanten und zufällig anwesende Ärzte kümmerten sich um den schwer verletzten Kosovaren. Trotz der schnellen Hilfe verstarb der Mann aus dem Kanton Bern kurze Zeit später im Spital. Der Verunglückte habe zwar einen Helm, aber keine Töffkleidung getragen, sagt ein weiterer Leser-Reporter.

Autofahrer verletzte zwei Polizisten

Die Strasse zwischen Reitschule und Bahnhof war nach dem Unfall während rund dreieinhalb Stunden gesperrt. Dabei kam es zu einem weiteren Unfall: Ein Autolenker missachtete die Sperrung, widersetzte sich mehrfach den Anweisungen der Einsatzkräfte und fuhr bei einem Anhaltungsversuch einem Polizisten über den Fuss. Anschliessend beschleunigte er und fuhr auf einen weiteren Polizisten zu, wobei das Auto diesen seitlich touchierte. Ein unbeteiligtes Auto schnitt dem flüchtenden Lenker den Weg ab. Trotz massiver Gegenwehr konnte dieser verhaftet werden. Die beiden Polizisten mussten sich wegen Verletzungen in ärztliche Behandlung begeben.

Die Kantonspolizei toleriert spontane Autokorsos, solange sich diese auf den Innerortsbereich beschränken und die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt wird. «Die geltenden rechtlichen Grundlagen und Bestimmungen sind auch während der EM gültig», so Polizeisprecher Dominik Jäggi auf Anfrage. Wer sich aus dem Fenster lehnt, Flaggen und andere Gegenstände hinaushält oder sich auf die Motorhaube oder das Dach des fahrenden Autos setzt, muss mit einer Busse oder gar einer Anzeige rechnen. «Werden Autokorsos festgestellt, wird die Situation in der Regel vor Ort mit einem gewissen Augenmass beobachtet», so Jäggi weiter. Bei Bedarf würde die Polizei intervenieren.

Autokorsos fordern Verletzte

«Das Problem bei Autokorsos ist, dass elementarste Vorsichtsmassnahmen nicht eingehalten werden», sagt Daniel Menna, Sprecher der Beratungsstelle für Unfallverhütung, auf Anfrage von 20 Minuten. So würden die Teilnehmer oft unter Alkoholeinfluss fahren, sich nicht angurten oder aus dem Fenster lehnen. «Ein weiteres namhaftes Thema ist die Ablenkung am Steuer, vor allem durch Mitfahrende», so Menna weiter. Durch die Feierlaune würden sich die Insassen gegenseitig aufschaukeln, so dass sie nicht bewusst an die Strassensicherheit denken. Besonders gefährlich sei dies an Orten, wo sich Autos und Fussgänger mischen.

So kam es 13. Juni in Wohlen AG fast zu einem schlimmen Unfall. Ein Schweizer verlor die Kontrolle über sein Auto und schlitterte beinahe in die feiernden Italien-Fans.

Rund 200 Meter vom Unfallort in Bern weg, filmte ein Leser Töffs am Hupen:

Deine Meinung zählt