Festival in BielSpezialbrille schützt Bieler vor Nackten
Ein Optiker kämpft verzweifelt gegen das Nackt-Festival in Biel. Um die entblössten Körper nicht sehen zu müssen, hat er eine besondere Brille angefertigt.
Am Wochenende beginnt in Biel das Nackt-Festival. Was für viele ein Grund zur Vorfreude ist, dem blickt Optiker Yves Perret mit Graus entgegen. Denn mit barer Haut kommt der 62-Jährige nicht klar, sie verstosse gegen die Natur, ist er überzeugt.
Nun wohnt der Mann aber leider in Biel und ist der Nacktheit während zweier Tage wider Willen ausgeliefert. Da lobt er sich seinen Entscheid, Optiker zu werden. Denn Perret hat einen Weg gefunden, den unverhüllten Brüsten und blossen Popos auszuweichen.
Perret ging bis vors Bundesgericht
Perret hat sich ein paar spezielle Brillengläser angefertigt, die dank ihrer lichtundurchlässigen Scheiben die Nacktheit ausblenden und es ihm erlauben sollen, unbehelligt durch die Stadt zu spazieren. «Ich finde mich damit in den Strassen zurecht, sehe aber die Körper der Nudisten nicht», sagt er zu «Le Matin».
Der religiöse Mann hat sich zuvor mit Händen und Füssen gegen das «Body and Freedom»-Festival gewehrt. Der Kunstanlass geht ihm so sehr gegen den Strich, dass er sogar vor dem Bundesgericht ein Verbot erwirken wollte. Am Mittwoch hat er nun einen Brief an den Regierungsrat Philippe Perrenoud geschrieben, in der Hoffnung, seine Argumente – «dieses Spektakel ist für Kinder schockierend» und «diese Art der Kunst ruiniert den Ruf unserer Stadt» – würden den Politiker überzeugen, das Festival abzusagen. Doch Perret blieb erfolglos.
«Nacktheit ohne sexuellen Charakter ist erlaubt»
«Gott hat die Tiere getötet, um Adam und Eva in Kleidung zu hüllen», sagt Perret. Das Alte Testament halte ganz klar fest, dass auch ein Vater sich vor seinen Kindern nicht ausziehen dürfe, erzählt der Mann jedem, der es hören will – oder auch nicht. Auch den Behörden und dem Festival-Organisator Thomas Zollinger hat er seine Sicht der Dinge schon mehrmals dargelegt.
André Glauser von der Gemeindepolizei sagt, man müsse der Bevölkerung zwar zuhören. Aber gegen das Festival vorgehen könne er nicht. Die städtische Verordnung erlaube die Nacktheit, solange sie keinen sexuellen Charakter habe.