ZibelemäritVolk und Promis feiern ein ganz anderes Fest
Das Berner Strassenfest hat zwei komplett verschiedene Seiten: Während sich Berner Prominente in schicken Lokalen treffen, prostet sich das Volk draussen mit Glühwein zu.
Stimmen und Eindrücke vom Zibelimärit gibts im Video.
Küsschen hier, Gratulationen da: Alec von Graffenried wird am Montagmorgen im Salon Trianon im Schweizerhof von allen Seiten mit netten Worten zugedeckt. Er hat sich nach dem Wahlabend am Morgen schon wieder in Schale geworfen, um mit Berns Elite anzustossen.
Es ist Zibelemärit und die Vereinigung Bärentrust verleiht den Bäredräck 2016, weshalb sie zum Zibelemärit-Zmorge im edlen Hotel lud. Es ist ein Traditionsanlass: Wer im politischen oder gesellschaftlichen Leben der Stadt Bern etwas zu melden hat, wird persönlich eingeladen.
Häppchen für die Elite
Das Buffet lässt keine Wünsche offen: Warmer Zibelechuechä, Schinken, Brötchen aller Art, Käse, Orangensaft und Weisswein. «Ich bin jedes Jahr eingeladen, weil ich selber einmal den Preis erhielt», sagt Schauspielerin Heidi Maria Glössner. Sie posiert mit Alec von Graffenried für ein Foto. «Er wird Stapi, ganz bestimmt.» Der Politiker freut sich. Ob er denn geschlafen habe? «Vier Stunden, vielleicht auch dreieinhalb», sagt er und geht weiter, denn er müsse zum nächsten Anlass. Unterwegs schüttelt er andere Hände, kriegt weitere Küsschen.
Wenige Stunden später geht es im Hotel Bellevue Palace weiter. Im Getümmel: Wieder von Graffenried, aber auch Noch-Stapi Tschäppät, SVP-Hardliner Erich Hess, Valiant-Geschäftsleiter Paul Wüthrich, Ex-BEKB-Kader Jean-Claude Nobili, Kult-Koch Anton Mosimann und was sonst noch Rang und Namen hat. Auch die als Pink Lady bekannte Cordelia Hagi ist anzutreffen. Sie sagt: «Hier muss man dabei sein, wenn man in Bern etwas bewegen will.» Sie habe dank einem Zibelemärit-Apéro einmal einen Verein gründen können und innert 24 Stunden die nötigen Mitglieder beziehungsweise Geldgeber gefunden.
Glühwein auf der Strasse
Draussen in der Kälte ist von der Schickeria nicht viel zu sehen. Hier drängt sich das Volk durch die Gassen – ein «Gstungg» eben – es fliegen Konfetti und Plastikhämmer. Gefeiert wird mit nicht mit süffigem Weiss-, sondern mit wärmendem Glühwein. Viele sind bereits in angeheiterter Stimmung. «Ein Glühwein am Morgen vertreibt die Sorgen», so das Motto von Dominik Mosimann aus Interlaken.
Auch Michelle Ringgenberg aus Zollikofen ist bereits in feucht-fröhlicher Stimmung. Die 19-Jährige besucht das traditionelle Volksfest nicht zum ersten Mal. «Für eine waschechte Bernerin ist es einfach Pflicht, am Morgen aufzustehen und an den Zibelemärit zu gehen», findet sie.
Der traditionelle Berner Markt zieht auch jedes Jahr Schaulustige aus dem Ausland an. Marcel Dräger aus Berlin ist schon zum zweiten Mal angereist. «So etwas wie den Zibelemärit kennen wir bei uns nicht», so der 34-Jährige. Was ihm denn besonders gefalle. Er hebt seinen Glühwein-Becher und lacht.