Strafanstalt ThorbergHäftlinge mehrere Stunden lang angekettet
Die Anti-Folter-Kommission stuft die Methode als veraltet ein: In der Berner Strafanstalt Thorberg werden laut «Bund» renitente Insassen an die Wand gekettet.

Das Gefängnis in Krauchthal ist schweizweit das einzige, dass Häftlinge an die Wand kettet.
Keystone/Alessandro Della ValleIn der Berner Strafanstalt Thorberg werden Insassen, die ihre Selbstkontrolle verlieren und sich oder andere gefährden, in einer Zelle an die Wand gekettet: Dies berichtet der «Bund». Wenn Betroffene auf sich aufmerksam machen wollten, bliebe ihnen oft nichts anderes übrig als mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen. Um Kopfverletzungen zu vermeiden müssen angekettete Häftlinge deshalb einen Kopfschutz tragen. Eine solche Methode werde in keinem anderen Schweizer Gefängnis angewendet.
Auf dem Thorberg wurde diese Massnahme letztmals im Januar verordnet. Thorberg-Direktor Thomas Egger ordnete diese Ankettung eigenhändig an. Der Angekettete sass dabei während mehrerer Stunden bewegungsunfähig auf dem Bett.
Folterkommission alarmiert
«Diese Sicherheitszelle im Thorberg ist als nicht zeitgemäss einzustufen», sagt Sandra Imhof, Geschäftsführerin des Sekretariats der Nationalen Kommission zur Verhütung von Folter, gegenüber der Zeitung. Solche Fixierungen sollten laut Imhof nur für möglichst kurze Zeit und unter strengster medizinisch-psychiatrischer Überwachung stattfinden. Auch müsse die Fixierung zwingend durch die Direktion und einen Mitarbeiter des Forensisch-Psychiatrischen Dienstes (FPD) der Universität Bern autorisiert werden.
Die Massnahme ist gesetzlich erlaubt, wenn eine erhöhte Fluchtgefahr oder eine Selbst- oder Fremdgefährdung besteht. Eine Gummizelle etwa sei humaner. Weil der aktuelle Fall als «bedenklich» eingestuft wird, will die nationale Kommission zur Verhütung von Folter die Vorwürfe jetzt nochmals überprüfen. Auch der Thorberg-Direktor überlegt sich eine Änderung: Die Einrichtung einer Gummizelle auf dem Thorberg sei nicht ausgeschlossen.