AbstimmungBoxmatch statt Wohnung im alten Tramdepot?
Bald entscheidet das Berner Stimmvolk über die Zukunft des alten Tramdepots. Geplant sind 100 Wohnungen, aber die Gegner haben andere Ideen.

Die Zukunft des alten Tramdepots beim Burgernziel liegt am 15. November in den Händen der Berner Stimmbürger.
Lieber spät als nie – das dachte sich Christoph Egli, als er in der vergangenen Woche einen Aufruf auf Facebook startete und seine Webseite Nein-Abbruch.ch aufschaltete, um gegen den Abbruch des alten Tramdepots zu mobilisieren. Denn bereits am 15. November wird das Berner Stimmvolk über die Zukunft des Tramdepots Burgernziel entscheiden. Sollte die Vorlage zur Abgabe im Baurecht angenommen werden, werden auf dem Gelände 100 Wohnungen und Gewerberäume entstehen.
Während sich einige Berner über neuen Wohnraum freuen würden, bevorzugen andere den Erhalt des Tramdepots als Raum für kulturelle und kommerzielle Veranstaltungen.
Boxmatch oder Markthalle?
In sogenannten «Testimonials» äussern sie so in den letzten Tagen online ihre Zukunftsswünsche für das Tramdepot-Gelände. «Wäre doch ein toller Marktplatz oder Markthalle Ersatz!», schreibt etwa ein Berner. Diesen Vorschlag unterstützt Webmaster Egli, der einst das Restaurant Punto bewirtete: «Ich kann mir aber genauso gut vorstellen, dass im Tramdepot Boxmatches oder ähnliche Sportevents stattfinden. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Halle für Film- oder Fernsehproduktionen zu nutzen.»
Auch der ursprüngliche Zweck der Tram-Garage wird nicht aus den Augen verloren: «Als Depot für historische Fahrzeuge ist das Burgernziel eine ideale Location», äussert ein IT-Spezialist in den Testimonials.
Keine zweite Reithalle
Was Egli aber auf keinen Falle will, ist eine zweite Reithalle oder ein pompöses Kulturhaus. «Aber in dem postindustriellen Backsteinbau könnte eine schöne, flexible Plattform im Vintagestil entstehen. Toll wäre auch ein Park, der dem Quartier eine grüne Note verpassen würde», schwärmt Egli.
Obwohl Egli Zuspruch und Ideen von allen Seiten erhält, ist er sich bewusst, dass die Zeit, um Vorlagengegner zu mobilisieren, knapp ist. Befürworter geben sich nämlich siegessicher. So meint Rudolf Rast vom Leist Kirchenfeld-Brunnadern-Elfenau-Leist: «Die Gegenseite ignoriert, was wir vorher alles unternommen haben.» Die im letzten Augenblick aufbäumende Gegenbewegung könne nicht mehr viel bewirken – «die Interessenslage im Stimmvolk ist klar.»
Wohnen im Emmental, leben in der Stadt?
Weiter meint Rast: «Die Leute sollen dort wohnen, wo sie leben und arbeiten. Wenn wir ihnen kein Platz bieten, ziehen sie etwa ins Emmental.» Dies sei ein städtebaulicher Irrsinn und auch eine zusätzliche Belatung für die Landschaft.
Egli hingegen sagt, dass entweder Wohnungen für 100 Familien entstehen oder aber ein Areal, das von 140'000 Einwohnern Berns genutzt werden könnte.
Der definitive Entscheid über die Zukunft des alten Tramdepots fällt am 15. November an der Urne.