Reitschul-KrawalleBerner Polizist erlitt bleibenden Gehörschaden
Die Reitschul-Krawalle vom März haben für einen Polizisten ernste Folgen: Er wird sein Leben lang an einem Gehörschaden leiden.
Bei den Reitschul-Krawallen Anfang März hat ein Polizist einen schweren Gehörschaden davongetragen. Das schreibt der Berner Gemeinderat in einer am Montag publizierten Antwort auf eine dringliche Interpellation. Der Gemeinderat beruft sich auf eine neue ärztliche Auskunft. «Seine Hörfähigkeit ist nicht eingeschränkt, er hat jedoch einen bleibenden Tinnitus infolge eines Knalltraumas», sagt Ramona Mock, Sprecherin der Kapo Bern. Seine Arbeitsfähigkeit bleibe bestehen, er werde weiterhin am gleichen Ort in der gleichen Funktion tätig sein. «Der Tinnitus hat aber Auswirkungen auf seine Lebensqualität.»
Am ersten März-Wochenende waren bei Unruhen elf Polizisten verletzt worden. «Sie erlitten Verbrennungen von eingesetzten Feuerwerksbatterien, erlitten Gehörverletzungen von eingesetzten Detonationsgegenständen sowie Hämatome von Wurfgegenständen wie Steinen und Flaschen», schreibt der Gemeinderat. Nach der ärztlichen Behandlung und einem Ruhetag hätten alle Mitarbeitenden ihren Dienst aber wieder aufnehmen können.
Reitschul-Betreiber informiert
Die Interpellanten wollten unter anderem wissen, ob der Gehörschaden auch durch den Knall eines Gummischrotgewehrs verursacht worden sein könnte. Der Gemeinderat antwortet, der Gummischrot-Mehrzweckwerfer komme seit Jahrzehnten zum Einsatz und es sei kein Fall bekannt, bei dem es zu einer Gehörverletzung gekommen sei.
Die Polizei habe mit ihrem Einsatz auf dem Parkplatz der Schützenmatte gegen Drogenhandel und Kriminalität vorgehen wollen, betont der Gemeinderat. Sie habe die Reitschul-Betreiber unmittelbar vor Beginn der Aktion informiert und ihnen mitgeteilt, dass sich das Vorgehen der Polizei nicht gegen die Reitschule richte.
Nur Nause war im Bild
Schon mehrere Tage im voraus sei auch der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) über die Pläne der Polizei informiert worden, heisst es weiter. «Diese Information wurde nicht an die anderen Mitglieder des Gemeinderats weitergegeben.» Das sei auch nicht nötig gewesen, findet Nause: «Es gab seit Juni 2015 über ein Dutzend grössere Aktionen zur Eindämmung des Drogenhandels auf der Schützenmatte.» Der Gesamtgemeinderat sei nie im Voraus darüber informiert worden.
Die Dringliche Interpellation war von der Linksfraktion von AL, GPB-DA und PDA eingereicht worden. Nach ihrer Darstellung hatte die Polizei-Aktion am Freitagabend des 4. März die Stimmung vor und in der Reitschule stark aufgeheizt. Die Eskalation am Samstag sei bedauerlich, allerdings sei das Vorgehen der Polizei bislang kaum thematisiert worden.
Randalierer warfen Steine vom Dach
Am späten Samstagabend hatten unbekannte Täter eine Strassensperre errichtet und in Brand gesetzt. Die anrückende Polizei und Feuerwehr wurde darauf mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Die Randalierer befanden sich unter anderem auf dem Dach der Reitschule.
Trotz der Ausschreitungen und den elf verletzten Polizisten schliesst Nause einen erneuten Polizeieinsatz dieser Art nicht aus: «Es ist ein politischer Entscheid: Dulden wir den Drogenhandel oder bekämpfen wir ihn?» Es werde klar weitere solche Schwerpunktaktionen gegen den Drogenhandel geben, ansonsten drohe die Situation aus dem Ruder zu laufen.
Auch die Polizei schliesst weitere solche Aktionen auf der Schützenmatte nicht aus, wie Mock sagt: «Die Polizei wird ihrer Arbeit weiterhin mit einer der Situation angepassten und geeigneten Einsatztaktik nachkommen.»