Datenklau ReitschuleFlohmi-Daten sind noch immer nicht sicher
Nach dem Hackerangriff auf das Reservationssystem für den Hallen-Flohmi sollen die Nutzerdaten noch immer zu wenig geschützt sein. Die Organisatoren dementieren.

Das Online-Reservationssystem des beliebten Flohmarkts in der Grossen Halle der Reitschule ist laut einem IT-Sicherheitsexperten auch nach dem Hackerangriff nicht sicher.
Kein Anbieter/Berner Zeitung/claDie Betreiber des Flohmarkts in der Grossen Halle und auf dem Vorplatz der Reitschule müssen sich Kritik stellen: Obwohl die Sicherheitslücke nach dem Datendiebstahl geschlossen worden ist, warnt ein IT-Sicherheitsexperte die Nutzer davor, ihre Daten preiszugeben. «Die Webseite wurde rudimentär zusammengebastelt, einfache IT-Kenntnisse reichen aus, sie zu hacken», sagt der Fachmann.* Die Seite sei unverschlüsselt, daher überrasche ihn der Datendiebstahl nicht. «Jeder Nutzer geht heute davon aus, dass seine Daten verschlüsselt weitergegeben werden. Eine unverschlüsselte Seite ist wie ein Auto ohne Bremse.»
Kreditkartenbetrug droht nicht
Die Betreiber des Flohmarkts dementieren, dass die Webseite unsicher sei. «Unser IT-Fachmann bestätigt uns die Sicherheit und wir vertrauen seinen Fachkenntnissen», sagt Giorgio Andreoli vom Trägerverein der Grossen Hallen. Andreoli gibt zu, dass die Nutzerdaten nicht verschlüsselt werden. «Die Kosten dafür sind hoch. Für mehr Sicherheit werden aber etwa automatisch Passwörter generiert und die Nutzer müssen nicht ihre eigenen eingeben.» Dies gehörte bereits vor dem Hackerangriff zum Standard.
Weil die Nutzer nicht ihre gewohnten Passwörter angaben ist der Schaden in Bezug auf Internetkriminalität für sie tatsächlich kleiner, sagt der IT-Sicherheitsexperte. «Sonst hätten die Hacker Mailkonten oder Profile auf Facebook einsehen können. Denkbar wäre dann auch Kreditkartenbetrug gewesen.»
Nutzer am Telefon belästigt
Für die Flohmarktverkäufer ist die Situation trotzdem unangenehm: Die Hacker luden ihre Namen, Adressen und Telefonnummern auf eine anonyme Filehosting-Plattform. Nun kursieren sie in rechtsradikalen Foren. «Eine Person meldete sich daraufhin bei uns und sagte, sie sei nach dem Datendiebstahl von einem Rechtsextremen am Telefon belästigt worden», sagte Giorgio Andreoli vom Trägerverein der Grossen Halle. Die betroffene Person habe Anzeige bei der Polizei erstattet. Auch der Trägerverein erwägt, rechtliche Schritte einzuleiten. Die Filehosting-Plattform hat die Daten der Flohmarktverkäufer mittlerweile gelöscht, aber: «Wir wissen nicht, wer alles sie heruntergeladen hat», sagt Andreoli.
* Wegen der aufgeheizten Stimmung zum Thema Reitschule will er anonym bleiben.