Safenwil AG«Wir helfen den Geistern, ins Licht zu gehen»
An Halloween ist laut keltischer Sage der Schleier zwischen der Geisterwelt und der unseren besonders dünn. Zwei «Ghosthunter» erzählen von ihrer Arbeit.
Tillate war mit dem Verein «Ghosthunters Schweiz» unterwegs. (Video: Tillate)
Tom Frei und Anita Voser verfügen seit ihrer Kindheit über spezielle Fähigkeiten, behaupten sie: «Wir können Geister sehen und wahrnehmen», sagt Voser. Als sich die zwei kennenlernten, merkten sie schnell, dass sie gleich tickten. So sei dann die Idee zu den Ghosthuntern Schweiz entstanden: Vor zwei Monaten hat das Paar aus Safenwil einen eigenen Verein gegründet. Zuvor waren der gelernte Krankenpfleger und die Fotografin schon zwei Jahre lang gemeinsam auf die Jagd nach Geistern gegangen.
Geister ins Licht begleiten
Voser und Frei gehen in der ganzen Schweiz auf Geisterjagd, doch häufig werden sie ins Emmental gerufen. «Spuken kann es überall, aber in ländlichen Gebieten sind die Menschen offener für Geister», erklärt Frei. So haben sie eben erst in Begleitung von Tillate eine Familie im Emmental besucht, bei der Geister sein sollen.
Frei erzählt auch von einem anderen Fall aus dem Emmental – von einem alten Haus, in dem ein verstorbener Bewohner sein Unwesen trieb, weil er seine «Heimat» nicht verlassen wollte. «Wir konnten den Geist dann überzeugen, ins Licht zu gehen», sagt Frei. Geister könnten ortsgebunden sein, aber laut Frei auch rastlos umherziehen.
Trotz ihrer angeblichen Fähigkeit, Geister ohne moderne Hilfsmittel wahrzunehmen, setzen die Geisterjäger für Beweiszwecke dennoch auf solche. Mit Hilfe einer sogenannten Spiritbox etwa könne der Geist zu ihnen sprechen und ihnen sagen, was ihn noch hier hält. Ebenfalls mit auf jeden Einsatz müssen grosse Akkus: «Geister sind eigentlich nichts anderes als Energie. Wenn sie sich bemerkbar machen, verbrauchen sie diese Energie und müssen von irgendwoher neue holen.» So sei es schon oft vorgekommen, dass plötzlich ein Kamera-Akku leer gewesen sei, obwohl er kurz zuvor noch fast voll war. Oder: «Ein Drucker hat plötzlich leere Seiten gedruckt, obwohl er nicht ans Stromnetz angeschlossen war», erzählt Frei.
Das Rätsel der Junkerngasse 54
Über die Berner Stadtgrenzen hinaus ist die Junkerngasse 54 bekannt. Um das seit Jahrzehnten leerstehende Haus in der Berner Altstadt ranken sich etliche Geister- und Schauermärchen. So soll in der Nacht Kratzen und Stöhnen im Gebäude ertönen und eine kopflose Frau soll manchmal am Fenster stehen. Dazu ertöne schauerliches Lachen. Tom Frei würde das Haus und seine gespenstischen Bewohner gerne unter die Lupe nehmen, aber noch gestalte es sich als schwierig, die passende Erlaubnis dazu zu bekommen.
Auch andere Spukgeschichten aus der Region Bern machen die Runde. Erst im Sommer berichteten mehrere 20 Minuten-Leser über den Geist einer toten Jungfer, der angeblich das alte Schlössli in Kehrsatz heimsucht. Geister- und Gruselgeschichten faszinieren die Berner offenbar: Die Stadtführung namens «Gespenstisches Bern» erfreut sich dieses Jahr überwältigender Beliebtheit: Über 30 Tourdaten sind bereits restlos ausgebucht.
Die Ghosthunters aus Safenwil an der Grenze zu Solothurn spüren an Halloween übrigens nicht mehr Geister als an anderen Tagen im Jahr, obwohl an Halloween laut keltischer Überlieferung der Schleier zwischen der Geisterwelt und der unseren besonders dünn sein soll. Frei: «Es gibt in unserer Szene Personen, die sagen, es gebe mehr paranormale Aktivitäten. Aber ich persönlich erlebe das nicht so.»