Waffenplatz ThunAsylsuchende prügeln sich bei der Zmorge-Ausgabe
Am Montag sind im Asylzentrum auf dem Thuner Waffenplatz mehrere Personen aneinander geraten. Das Staatssekretariat für Migration kontert aufkommende Kritik.
Im Bundesasylzentrum auf dem Thuner Waffenplatz ist am Montagmorgen die Situation eskaliert: Zwischen zwei Gruppen aus Nigeria und Afghanistan brach beim Zmorge ein Streit aus. Dies berichtet das «Thuner Tagblatt».
Schliesslich waren 20 Polizisten nötig, um den Streit zu schlichten. «Ursprung der Schlägerei war das Vordrängeln einer Person bei der Schlange fürs Frühstück. Zwei Gruppen aus Nigeria und aus Afghanistan prügelten sich in der Folge», hiess es gemäss der Zeitung auf der Facebook-Seite Thun4refugees.
Mehrere Patrouillen ausgerückt
Das Staatssekretariat für Migration SEM bestätigt gegenüber 20 Minuten den Vorfall. «Während der Frühstücksausgabe kam es in der Warteschlange zu einem Handgemenge, bei dem eine Person leicht verletzt wurde.» Die Polizei habe die Situation beruhigen können. Die zwei Verursacher des Streits seien zu Abklärungen auf den Polizeiposten mitgenommen worden.
Es war nicht der erste Einsatz im Bundesasylzentrum auf dem Thuner Waffenplatz seit dessen Eröffnung im Dezember. Ausrücken musste die Polizei demnach schon wegen unanständigen Benehmens und dem Konsum von Betäubungsmitteln.
Kein warmes Wasser
Die Facebook-Gruppe Thun4refugees prangerte weitere Missstände im derzeit von 283 Asylsuchenden bewohnten Zentrum an. So hätten sie kalt duschen müssen. Zudem seien zwei Männer aus den dreistöckigen Betten gefallen, weil diese kein Geländer hätten. Einer habe sich dabei Arm und Schulter gebrochen. Dutzende Bewohner hätten deshalb danach auf dem Boden geschlafen. Juso-Politiker und Thun4refugees-Mitglied Severin Zeller sagt, die Zustände seien ihm so zugetragen worden. «Was das noch mit Menschlichkeit zu tun hat, weiss ich auch nicht», sagt er.
Das SEM entgegnet per Mail: «Die Kapazität der Boiler würde theoretisch für 300 Personen ausreichen. Leider ist es so, dass die Dauer der Duschgänge nicht kontrolliert werden kann und gewisse Asylsuchende zu lange unter der Dusche stehen.» Man wolle prüfen, ob hier Optimierungsbedarf bestehe.
Dem SEM sei ein Fall bekannt, bei welchem ein Asylsuchender beim Sturz aus einem Bett leicht verletzt wurde: «Die Betten sind zwar dreistöckig, wie sie auch in Zivilschutzanlagen oder eben beim Militär zum Einsatz kommen. Es ist aber nicht vorgesehen, dass der ‹dritte Stock› belegt ist. Wir können die Asylsuchenden darauf hinweisen, sie aber nachts nicht daran hindern, auch den ‹dritten Stock› zu belegen.» Es schlafe aber niemand auf dem Boden – dies sei aus Brandschutzgründen auch nicht erlaubt.
Handyverbot im Innern
Zeller prangert zudem an, dass die Asylsuchenden im Zentrum ihre Handys nicht benutzen dürfen. «Sie haben so keinen Kontakt nach aussen», so Zeller. Das Verbot bestätigt auch das SEM. Damit solle verhindert werden, dass Bilder von Gesuchstellern auf sozialen Medien landen, was diese zusätzlich gefährden könne. «Diese Personen suchen in der Schweiz ja um Schutz nach, weil sie gemäss ihren Aussagen in ihrer Heimat entweder verfolgt oder gefährdet sind. Es gibt Staaten, in denen das Stellen eines Asylgesuchs in einem andern Land bereits als Straftat gilt. Solche Personen sind möglicherweise nicht per se gefährdet in ihrem Heimatland, doch wenn der Heimatstaat erfahren würde, dass sie ein Asylgesuch stellten, würden sie dafür bestraft.»
Asylsuchende dürften aber ihre SIM-Karte behalten. Vom SEM erhielten sie zusätzlich ein Handy, welches nur das Telefonieren erlaube. Auch Karten für die Publifone könnten gekauft werden.