Erste Imkerschule für Kinder expandiert

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Berner NovumErste Imkerschule für Kinder expandiert

In Uettligen lernen Schüler, wie man Bienen hält und pflegt. Die Nachfrage ist gross – der Bienenclub will nun ein eigenes Bienenhaus unterhalten.

von
smü/sie

Tausende Bienen schwärmen aus, als die 13-jährige Leila eine Wabe aus dem Häuschen nimmt. Ihre vier Kolleginnen prüfen, wie gesund das Bienenvolk ist. Bald werden tausende junger Bienen schlüpfen und aus dem Nektar von Wiesenblumen, Kirschblüten und Löwenzahn Honig machen. Derzeit brummt und summt es rund um die Stöcke – die Bienen sind fleissig: «In den nächsten Wochen werden wir bereits Honig ernten können», sagt Lehrer Stephan Wehrli.

Auch Kurse für Stadtkinder geplant

Die fünf Mädchen sind Teil der ersten Berner Bienen-Klasse: In diesem Freifach der Primar- und Sekundarschule Uettligen lernen die Kinder und Jugendlichen ab der vierten Klasse das Imkern von der Pike auf und betreuen ein eigenes Volk. «Sie wissen nach dem Schuljahr etwa, wie man Bienen gegen Milben behandelt, Honigräume aufbaut, Honig erntet oder verkaut», so der Pädagoge, der auch Erwachsenen das Imkern beibringt.

Mit seiner Leidenschaft hat der 38-Jährige bereits viele Kinder «angesteckt»: Der Kurs findet zum dritten Mal statt und ist erneut ausgebucht. Zu Hilfe kam der Schule auch die Sogwirkung der Bienenfilme «More than Honey» oder «Der Imker». Wehrli: «Mittlerweile kommen gar Anfragen von Stadtkindern, die gerne bei uns in Uettligen imkern möchten.» Deshalb wird im Sommer nun ein Imkerkurs für Kinder und Jugendliche aus der Region angeboten.

Jede Woche steigen in Uettligen derzeit 16 Kinder in einen weissen Imkeranzug und nehmen den «Smoker» in die Hand. Die Begeisterung der Mädchen ist gross: «Mir gefällt alles am Imkern, Angst vor Stichen habe ich keine», sagt Leila. Die Chancen stehen damit gut, dass sich der Teenager auch als Erwachsene um eine Bienenvolk kümmert: «Wer solche positiven Kindheitserinnerungen hat, kommt früher oder später wieder zurück zum Imkern», so Stephan Wehrli.

Imkern ist mehr als ein Hobby

Dies sei wichtig, denn nicht nur die Zahl der Bienenvölker nehme in der Schweiz ab, sondern auch die der Imker. Den Kindern werde vor allem eines mit auf den Weg gegeben – dass Imkern eine Verpflichtung ist: «Wenn man selber mehrere Völker betreut, kann man diese nicht einfach sich selber überlassen und einige Wochen in die Ferien fahren», führt Stephan Wehrli aus. Diese Verantwortung nehmen auch ehemalige Schüler an: Ein der Kursabsolventinnen betreue mittlerweile selber eigene Bienenvölker.

Bisher stehen die Bienenkästen der Schule im Garten des Altersheims Hofmatt in Uettligen. Via Crowdfunding suchen die Jung-Imker nun Geld für ein ganzes Bienenhaus. «Wir könnten Jungvölker halten, die wir jedes Jahr bilden, und unsere Königinnenzucht im Bienenhaus unterbringen», so Wehrli.

Interessierten Lehrern stellt der Bienenclub Schaukästen zur Verfügung – so lassen sich Honigbienen während zwei Monaten im Schulzimmer betrachten.

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