Abtreibungs-Gegner befürchten Krawalle

Aktualisiert

«Marsch fürs Läbe» in BernAbtreibungs-Gegner befürchten Krawalle

Für den umstrittenen «Marsch fürs Läbe» in Bern rechnen die Veranstalter mit hoher Gewaltbereitschaft aus linksautonomen Kreisen. Es kam bereits zu einem Farbangriff.

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Das EVP-Sekretariat in Bern wurde übers Wochenende mit Farbe verwüstet.
Der Farbangriff richtet sich gegen den «Marsch fürs Läbe» vom 17. September.
Die Polizei rechnet mit einem schwierigen Einsatz, und auch Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause spricht von einer erhöhten Gefährdung.
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Das EVP-Sekretariat in Bern wurde übers Wochenende mit Farbe verwüstet.

Twitter/Lukas Zimmermann

Blaue, rote und gelbe Farbe prangte am Montagmorgen auf der gesamten Fassade des Eingangsbereichs beim EVP-Sekretariat an der Berner Nägeligasse. Mit Schablonen war zudem «Marsch fürs Leben blockieren» an die Sandsteinmauer gesprayt worden. Der Sachschaden ist erheblich. EVP-Mann Lukas Zimmermann traf fast der Schlag, als er die Verwüstung sah. «Der Farbanschlag richtet sich wohl gegen unsere Teilnahme an der Kundgebung vom kommenden 17. September», sagt er.

Für OK-Präsident Daniel Regli kommt der Angriff wenig überraschend: «Die Polizei hat von Anfang an befürchtet, dass es Widerstand gegen die geplante Veranstaltung geben wird.» Deshalb habe sie auch den Marsch und die Morgenveranstaltungen nicht zugelassen. «Wir wurden massiv eingeschränkt», sagt Regli. So müssten die Organisatoren den Bundesplatz während der Demo auch mit Absperrgittern abriegeln und Eintrittskontrollen durchführen. «Die Polizei führt zudem vorgelagerte Zugangskontrollen durch.»

«Ich habe Angst, angegriffen zu werden»

«Wir gehen in der Tat von einer erhöhten Gefährdung aus», sagt der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause zu 20 Minuten. «Die doch recht massiven Farbattacken sind ein deutliches Zeichen der Gewaltbereitschaft.» Die Lage werde laufend neu beurteilt und das Sicherheitskonzept für den 17. September entsprechend vorbereitet. Auch die Kapo Bern erwartet einen schwierigen Einsatz, wie Sprecherin Ramona Mock sagt: «Es muss mit Behinderungen und Einschränkungen gerechnet werden.»

Obwohl der Bundesplatz zur Sicherheitshochburg gemacht wird, fühlen sich manche Abtreibungsgegner nicht sicher: «Ich würde gern gehen», sagt etwa D.T.* «Aber ich habe Angst, angegriffen zu werden.»

Mit Farbe und Kondomen beworfen

«Es gibt immer wieder Leute, die nicht mehr an der Demo teilnehmen», sagt Regli. Vor allem Familien und ältere Personen würden nicht mehr kommen: «Neben den verbalen Angriffen wurden sie teilweise auch mit Farbe oder Kondomen beworfen.» Er glaube aber nicht, dass Chaoten die Absperrung und die Kontrollen überwinden könnten. «Und wenn sie uns von den Gassen aus beschimpfen, drehen wir halt den Saft der Anlage lauter», so Regli.

Proteste auch in Zürich

Die 7. Durchführung der christlichen Demo wurde heuer erstmals nach Bern verlegt, um mehr Leute aus der Romandie anzulocken. Auch an früheren Kundgebungen in Zürich hatte der «Marsch fürs Läbe» mit gewalttätigen Attacken von Linksautonomen zu kämpfen. Um die starken Proteste vor Ort unter Kontrolle zu halten, musste jeweils ein grosses Polizeiaufgebot den Umzug begleiten. Und auch in Zürich wurde im vergangenen Jahr das EVP-Sekretariat mit Farbbeuteln, Steinwürfen und Spraydosen verunstaltet.

Wer am Wochenende den Anschlag auf die Nägeligasse 9 verübt hat, ist noch unklar. Doch bei der EVP ist man sich einig: «Auch hier müssen Linksautonome am Werk gewesen sein.»

*Name der Redaktion bekannt.

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