Schätze aus der BronzezeitPfahlbauerdörfer im Thunersee entdeckt
Ein Taucher entdeckte unweit der Thuner Schiffländte uralte Pfähle auf dem Seeboden. Archäologen ordnen die Funde zwei Dörfern aus der Bronzezeit zu.
Im Thunersee zu tauchen, sei eigentlich eher langweilig, sagt Archäologin Marianne Ramstein: Das Wasser sei trüb und kalt – «von farbigen Korallenriffs kann man hier nur träumen.» Nun hat sich in den Tiefen des Gewässers aber eine Schatzkammer geöffnet: Im Seegrund der Thuner Bucht, nur zwei bis vier Meter unter der Oberfläche, entdeckte ein privater Taucher die Überreste von Dörfern aus der Bronzezeit. Der Finder lieferte im Herbst 2014 beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern eine Kiste voller Schätze ab. «Das war eine riesige Überraschung», sagt Adriano Boschetti, Leiter des Archäologischen Dienstes, über den sensationellen Fund.
Ramstein und ihr Team haben nun über die Wintermonate nach den Schätzen getaucht und vor Ort Untersuchungen vorgenommen. Bis anhin habe man nur geahnt, dass die Bucht bereits in der vorchristlichen Zeit bewohnt war. Einzelne Funde und Gräber hätten darauf hingewiesen. Die jetzige Entdeckung gibt Gewissheit: «Es lassen sich mindestens zwei Siedlungsphasen belegen», so Boschetti. Die Überreste der beiden Dörfer liessen vermuten, dass die ältere Siedlung um 1050 v. Chr., die jüngere um 950 v. Chr. bestand. «Dass man auch heutzutage noch so viele Überreste finden kann, ist erstaunlich», sagt Boschetti. Archäologen können sich nun vorstellen, dass das Thuner Seebecken in der Bronzezeit bereits genauso dicht besiedelt war wie die Ufer des Bielersees.
Thun war in Bronzezeit ein begehrter Wohnort
«Thun war schon damals ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Es grenzt an das Aare- und Gürbetal. Zudem liegt es am Zugang zu mehreren Alpenpässen, die schon damals überquert wurden», sagt Ramstein. So wurden bereits im Herbst etwas abseits des heutigen Ufers Spuren eines weiteren, noch etwa 150 Jahre älteren Dorfes entdeckt. Auf einer Baustelle im Schoren in Gwatt fanden Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes bronzezeitliche Überreste. Während man dort vorwiegend uralte Keramik bergen konnte, stiessen die Taucher im Thunersee in erster Linie auf Holzpfähle. «Im Wasser konnte sich das organische Material unter Luftausschluss nicht zersetzen. Keramik hingegen wurde dort durch die Wellenbewegungen teilweise schon längst abgetragen», sagt Ramstein.
Hobbytaucher sollen Fundstelle in Ruhe lassen
Die ärchologische Fundstelle soll nun unangetastet bleiben: «3000 Jahre schon stehen dort die Pfähle ungestört. Das sollte auch in den nächsten 3000 Jahren möglich sein», sagt Ramstein. Sie hofft darauf, dass auch neugierige Hobbytaucher den Schatz in Ruhe lassen. «Wir können nicht die Seepolizei anstellen, damit sie die alten Pfahlbauerdörfer bewacht.» Zudem sei es verboten, Gegenstände von einer ärchologische Fundstelle zu entfernen.
Damit die Öffentlichkeit trotzdem einen Einblick in die Funde erhält, werden ab dem 3. Mai 2016 im Schloss Thun die bereits geborgenen Schätze aus der Kiste des Sporttauchers ausgestellt.