Schliessung PrêlesJugendheim wird zum Ausschaffungs-Gefängnis
Für 38 Millionen Franken wurde das Jugendheim Prêles saniert – und schliesst Ende Jahr. Jetzt sollen Flüchtlinge einziehen.

Das Jugendheim in Preles soll eine Flüchtlingsunterkunft werden. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Keystone/Peter KlaunzerDas Jugendheim Prêles macht seit Jahren Schlagzeilen: So wechselte etwa die Leitung mehrfach, Jugendlichen gelang die Flucht oder Insassen begingen Suizid. Nun soll der «Jugendknast» Prêles geschlossen werden, teilte Regierungspräsident Hans-Jürg Käser am Donnerstagnachmittag mit. Die Institution wird nach der Schliessung Ende 2016 zum ersten Ausschaffungsgefängnis im Kanton Bern umfunktioniert. Bis zu 150 abgewiesene Asylbewerber will man im neuen Gefängnis unterbringen. Zudem soll die bestehende Wohninfrastruktur des Heims künftig von neu angekommenen Flüchtlingen genutzt werden.
Erst vor vier Jahren endete ein teurer Aus- und Umbau des Jugendheims, der 38 Millionen Franken gekostet hatte. Heute steht die Institution für straffällige junge Männer aber beinahe leer – im Dezember 2015 waren von 70 Betten noch rund 25 belegt. Grund: Die Nachfrage nach stationären Plätzen für straffällige Jugendliche ist von 2010 bis 2014 um 71 Prozent zurückgegangen.
Heutige Nutzung zu unattraktiv
Auch sei das Heim zu teuer, sagt Experte Peter Seiler, der im Auftrag des Kantons eine «Betriebs- und Umfeldanalyse» durchführt hat. Bis zu 890 Franken pro Tag kostet die Unterbringung eines Verurteilten. «Daher will aus der ganzen Deutschschweiz niemand in Prêles platzieren», sagt Seiler.
Mit dem neuen Konzept soll der abgelegene Komplex im Berner Jura besser genutzt werden: «Mit der geplanten Kollektivunterkunft in Prêles können wir 200 Reserveplätze für Flüchtlinge schaffen», sagt Käser. Bis zum kommenden Frühling müssten im Kanton nämlich 380, bis Ende Jahr gar 1200 neue Plätze für Asylsuchende geschaffen werden. Auch die Umfunktionierung des Jugendheims zu einem Ausschaffungsgefängnisses sei sinnvoll: 90 abgewiesene Asylbewerber des Kantons Bern befinden sich derzeit in Ausschaffungshaft – sie seien zum Teil in den Regionalgefängnissen des Kantons untergebracht. Dies sei in weiten Teilen nicht gesetzeskonform und führe zu konstanter Kritik durch die nationalen Folterkommission (NKVF).
100 Prozent vom Bund subventioniert
Auch aus finanzieller Sicht ist die neue Lösung laut Käser von Vorteil: Der Bund subventioniere Ausschaffungsanstalten ab 100 Plätzen zu 100 Prozent. «Das bedeutet, dass der Betreiberkanton die getätigten Investitionen vollumfänglich zurückerhalten wird».
Von der Schliessung des Jugendheims sind auch 90 Mitarbeiter betroffen. Für sie wolle man sozialverträgliche Lösungen finden – etwa könnten sie im neuen Ausschaffungsgefängnis weiterbeschäftigt werden. Die zurzeit im Heim lebenden jungen Männern sollen in andere Institutionen verlegt werden. Die Suche nach Plätzen läuft.