DrogenberichtSo viel kiffen und saufen die jungen Schweizer
Sechs Drinks, vier Joints und ein Päckchen Zigaretten: Die Fachstelle Safer Nightlife hat den Alkohol- und Drogenkonsum von Jungen während einer Partynacht unter die Lupe genommen.

Saufen, Kiffen, Pillen: Die Schweizer Jugendlichen lassens im Ausgang krachen.
Ein Ausgang ohne Alkohol und Drogen? Für viele junge Schweizer ist das kaum denkbar. Dies bestätigt jetzt der erste Report des 2011 gegründeten nationalen Kompetenznetzes Safer Nightlife Schweiz (SNS). Die Experten haben verschiedene Studien und Umfragen ausgewertet.
In einer Erhebung wurden rund 1000 Personen zwischen 15 und 29 Jahren befragt. Über 86 Prozent von ihnen konsumieren während einer Partynacht Alkohol, ein Drittel raucht und rund 16 Prozent kiffen. Am meisten trinken die Welschen (91 Prozent), gefolgt von den Deutschschweizern (87 Prozent) und den Tessinern (71 Prozent).
Auch was die Menge angeht, hat die französische Schweiz die Nase vorn: Hier konsumieren die Jungen an einem typischen Wochenendausgang 5,5 Drinks, die Deutschschweizr 4,6 Gläser und die Tessiner nur 2,8. Ab fünf Gläsern sprechen Präventionsleute und Mediziner von «exzessivem Konsum». Ein Fünftel der Jungen «glüht» ausserdem schon daheim vor. Im privaten Rahmen werden da vor dem Weggehen im Schnitt zwei Gläser zusätzlich gekippt.
Gefährlicher Mischkonsum und viele Blaufahrten
Mit dem Schwips alleine ist es für viele aber noch nicht getan. Zwei Drittel der von SNS Befragten greifen noch zu anderen Drogen, unter anderem zu Cannabis: Durchschnittlich drei Joints ziehen sich die Befragten pro Kopf und Ausgangsabend rein. Über 32 Prozent konsumieren sogar drei Substanzen: Besonders beliebt ist die Kombination Alkohol-Cannabis-Ecstasy. Neun von zehn Partygängern kennen denn auch die negativen Folgen des Konsums: Fast jeder zweite berichtet von depressiven Verstimmungen. Gleich viele hatten schon Probleme mit der Polizei. Jeder Dritte hält sich beim Feiern nicht an Safer-Sex-Regeln und fast jeder zehnte ist schon einmal in der Notaufnahme aufgewacht.
Besonders gefährlich: Auch wer mit dem eigenen Auto unterwegs ist, schaut häufig zu tief ins Glas. Drei Drinks genehmigen sich die Lenker im Schnitt, bevor sie sich hinters Steuer setzen.
Sex-Attacken auf betrunkene Mädchen
Ein Thema, dessen sich der Bericht besonders annimmt, sind Sexualdelikte unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol. Die Verfasser haben bei 20 Institutionen, unter anderem dem Giftnotruf, Opferberatungsstellen und Notaufnahmen, nachgefragt. Fazit: Bei rund einem Drittel der Stellen meldeten sich 2012 zwischen 11 und 20 Betroffene. Bei zwei Institutionen klopft sogar mehrmals im Monat ein Opfer einer Sex-Attacke an. Beim Rest waren es etwas weniger. Die Opfer sind hauptsächlich Frauen. Pro Jahr landen aber auch bis zu fünf Männer bei einer Beratungsstelle. Die meisten Übergriffe im Zusammenhang mit Alkohol oder Betäubungsmitteln erleben junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren. Am häufigsten geschahen die Sex-Attacken im Nachtleben oder bei jemandem zu Hause.
Bezüglich den Substanzen welche in Verdacht stehen, für ein Sexualdelikt genutzt worden zu sein, wurden mit jeweils 71 Prozent sowohl Alkohol als auch K.o.-Tropfen (GHB) genannt. «Oftmals wurde den Opfern gar nichts heimlich in den Drink getan, sondern die Täter haben einfach die Trunkenheit der jungen Frauen ausgenutzt», sagt Rapport-Mitverfasser Alexander Bücheli von SNS. Es sei also besonders wichtig, in der Prävention den Jugendlichen aufzuzeigen, dass schon alleine ein übermässiger Alkoholkonsum sie in eine solche Lage bringen könne.
Welche weiteren Massnahmen jetzt aus dem Bericht gezogen werden, sei noch nicht klar, so Bücheli. Fest steht: In den nächsten drei Jahren will man jährlich weitere Berichte zum Schweizer Nachtleben vorlegen, um einen Vergleich ziehen und neue Massnahmen entwickeln zu können.