Gegen HomophobieAktivisten knutschen im Berner ICF-Gottesdienst
Die «Celebration» der Berner Freikirche ICF wurde am vergangenen Wochenende gestürmt. Wild knutschend demonstrierte eine Aktivistengruppe gegen Homophobie.

Die Aktion sollte die ICF-Mitglieder aufrütteln.
«Gottes Traum ist die heterosexuelle Ehe», heisst es etwa in einer Predigt der Freikirche ICF. Hinter der modernen Fassade der «International Christian Fellowship» stecke laut Sektenexperte Hugo Stamm ein klares Weltbild: «Homosexualität wird als unnatürlich betrachtet, teilweise gar als Verirrung oder Strafe Gottes.» Diese Einstellung stiess jungen Bernern auf und so stürmte die Aktivistengruppe «Lieber Glitzer» am Sonntag den «poppigen» Gottesdienst auf dem Berner Von-Roll-Areal.
Flashmob gegen Homophobie
Ein Dutzend junge Leute rannte auf die Bühne und knutschte vor den perplexen Kirchengängern mit Gleichgeschlechtlichen herum. «Wir wollten die jungen Gläubigen aufrütteln», sagt eine 22-jährige Schreinerin, die am Flashmob teilgenommen hat. So hätten sie zudem auch kurz ihre Statements zur Haltung des ICF gegenüber Homosexualität abgegeben, Kondome und Konfetti ins Publikum geschossen. Transparente mit dem biblischen Spruch «Liebe deine Nächsten» hätten die Gläubigen zudem zum Nachdenken anregen sollen.
Die junge Aktivistin, die sich selbst als «flashsexuell» bezeichnet und somit offen für alles ist, kann nicht verstehen, wie Homophobie in der heutigen Gesellschaft überhaupt noch greifen kann. «Die ICF-Gänger leben in der modernen Welt und halten trotzdem an einem solch konservativen Gedankengut fest», ärgert sich die 22-Jährige.
«Jeder hat Baustellen in Leben»
So schnell die Gruppe die Bühne betreten hatte, verliess sie sie auch wieder. «Niemand im Saal wusste genau, was wir nun damit anfangen sollten», sagt Niklaus Burkhalter, Pastor vom ICF-Bern. Er bezeichnet die Aktion als Teenager-Streich und witzige Guerilla-Aktion. Er wäre aber lieber direkt konfrontiert worden, um bei einer richtigen Diskussion seine Meinung kundzutun. Beim ICF habe man für alle ein offenes Ohr, «denn jeder hat eine Baustelle in seinem Leben, ob diese nun eine Scheidung, Mobbing oder die Homosexualität sei».