«Man muss mit Ausschreitungen rechnen»

Aktualisiert

AfD-Chefin in Bern«Man muss mit Ausschreitungen rechnen»

Die Auns hat die AfD-Chefin nach Bern eingeladen. Nun regt sich Widerstand. Ein Extremismusexperte warnt vor Gewalt.

Nora Camenisch/Annina Häusli
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Nora Camenisch/Annina Häusli

Ein Besuch mit Zündstoff: Frauke Petry, die Chefin der rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland (AfD), kommt am 23. April als Ehrengast an die Hauptversammlung der rechtskonservativen Organisation «Aktion für eine neutrale und unabhängige Schweiz» (Auns). Dies berichtete die «Berner Zeitung» am Dienstag.

Doch gegen den Besuch regt sich Widerstand. In der Grossen Halle der Reitschule wurde während eines Konzerts der Berliner Rap-Gruppe K.I.Z am Ostersonntag ein Plakat aufgehängt: «Hurra, die AfD geht unter – zurück mit der Auns in den Atomschutzbunker – Auns Versammlung 23. April in Bern verhindern», war darauf zu lesen. Getwittert hat das Bild Lukas Reimann, SVP-Nationalrat und Auns-Präsident. Sein Kommentar: «Und das meinen die Linksfaschisten der Reithalle zu unserem Jahresthema ‹Meinungsfreiheit› an der Auns-GV.»

Das Plakat war nicht das einzige in der Reitschule: Im Sous Le Pont wird der Besuch der AfD-Chefin ebenfalls angekündigt. Daneben ist zu lesen: «Kein Fussbreit den Faschisten. Augen & Ohren offen halten». Auf Facebook wendet sich das Antirassistische Bündnis Bern in einem offenen Brief an das Theater National: «Dieser offene Brief soll Sie darüber informieren, wen Sie sich mit dieser Varanstaltung ins Haus holen werden. Wir rufen Sie dazu auf, die Versammlung abzusagen und damit ein klares Zeichen gegen Rassismus und Homophobie zu setzen.»

Auf Indymedia wird gar dazu aufgerufen, am 23. April auf die Strasse zu gehen. Das Vorhaben: «Der Auns und der AfD den Tag vermiesen und zivilen Ungehorsam leisten».

Gespräch mit Veranstalter suchen

Stattfinden soll die Veranstaltung im Berner Theater National. Die Pächterin, Esther Grünwald, sagte gegenüber der «Berner Zeitung», dass man nicht gewusst habe, dass Petry beim Anlass auftreten werde. Man sei aber politisch neutral. Das National werde in Kontakt mit dem Veranstalter treten, um Probleme zu verhindern. «Ich will kein demoliertes Haus», so Grünwald.

Bei der Stadt hat man Kenntnis von der geplanten Veranstaltung und dem Demo-Aufruf. «Wir sind in Kontakt mit den Veranstaltern», so Sicherheitsdirektor Reto Nause zu 20 Minuten. «Wir beobachten die Situation und werden aufgrund der Einschätzung der Sicherheitslage gemeinsam mit der Kantonspolizei über das weitere Vorgehen entscheiden.» Ein Gesuch für die Kundgebung sei bislang nicht eingegangen.

Gewalt als Teil der Strategie

Droht der Stadt Bern also ein weiterer heisser Demo-Samstag? Für Extremismusexperte Samuel Althof ist klar: «Man muss mit Ausschreitungen rechnen.» Aber: «Es kommt darauf an, wie die Polizei die Veranstaltung schützt und wie klar die Signale sind, dass es sich für potenzielle Gewalttäter nicht lohnt.» Der Aufruf zum zivilen Ungehorsam an sich sei noch kein Aufruf zu Gewalt – «was aber noch nicht heisst, dass es nicht dazu kommt.» Es gebe Leute, die sich allein durch die Anwesenheit von Polizisten schon provoziert fühlten. Gewalt sei ein Teil der Strategie des revolutionären Aufbaus.

Frauke Petry hat den Anlass auf Twitter geteilt und scheint sich auf ihren Besuch in Bern zu freuen:

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