«Rosmaries Grillpilze»Berner EDU buhlt mit Kochrezepten um Frauen
Während am 8. März der Internationale Frauentag gefeiert wird, will die Berner EDU ihren Frauen das ganze Jahr etwas bieten. Doch ihre Methode kommt nicht bei allen gut an.
Die Berner EDU scheint bezüglich Frauen klare Ziele zu verfolgen. Die als konservativ geltende Partei wolle ihr «modernes, familien- und somit auch frauenfreundliches» Image stärken, steht im Programm.
Ein Blick auf die Webseite der Berner Sektion wirft jedoch Fragen auf. In der Menüleiste lässt sich unter «Frauen» nämlich direkt die Rubrik «Rezepte» abrufen. Besucherinnen finden dort Kochanleitungen für Stracciatella-Creme, Kürbissuppe oder etwa auch für «Rosmaries Grillpilze».
«Veraltete Rollenbilder»
«Das ist sehr irritierend», findet die Soziologin und Gleichstellungsforscherin Lucia Lanfranconi. Eine Frau, die die Seite besuche, wolle sich über Politik und nicht über Speisen informieren: «Hier wird effektiv auf veraltete Rollenbilder und Geschlechterstereotypen zurückgegriffen.» Auch der für Frauen bereitgestellte «Kosmetik»-Link werfe Fragen auf: «Ist es für die EDU eine Bedingung, dass ihre Politikerinnen schön aussehen?» fragt sich Lafranconi.
Während die Professorin der Hochschule Luzern von einem «Extrembeispiel» spricht, will man bei der Stadtberner Fachstelle für die Gleichstellung von Frau und Mann keine Wertung abgeben. Vorsteherin Barbara Krattiger: «Die EDU des Kantons Bern versucht hiermit, Frauen auf eine traditionelle Art und Weise anzusprechen. Dies entspricht so auch ihrem Parteiprogramm.»
«Frauen können besser kochen»
Der kantonale EDU-Präsident Peter Bonsack beruft sich denn auch auf die Leitlinien seiner Partei. Verstehen tue er die angebrachte Kritik am Internetauftritt seiner Partei nicht: «Wir sind grundsätzlich einfach für gesunde Familien.» Dies beinhalte, dass ein Elternteil zuhause bleibe und für den Nachwuchs sorge – «und Frauen können nun einmal besser kochen als Männer», so der achtfache Familienvater.
Dass die Berner EDU nebst einer Grossrätin im Kanton auch aktive Gemeinderätinnen stelle, sei Beweis genug, dass auch Frauen in ihrer Politik willkommen seien. «Dabei darf das andere einfach nicht vergessen gehen», fügt Bonsack an.
Ihre Aufgabe scheinen die Berner EDU-Frauen auch nicht zu vernachlässigen. Denn es sind die Mitglieder des parteiinternen Frauen-Forums, die die Rezepte jeweils auf die Seite laden. Eine EDU-Frau sagt: «Die Idee dahinter ist, Frauen via Kochen fürs Politisieren zu animieren.»