Schlecht dargestelltGrenchner toben wegen SRF-«Dok»-Film
Am Donnerstagabend strahlte SRF einen «Dok»-Film über Grenchen aus. Auf Facebook wird der Beitrag als «Scheiss-Sendung» betitelt. Einige Einheimische möchten nun den Hebel ansetzen.
Das Verdikt des SRF-«Dok»-Films «Die schweigende Mehrheit – Schweizer Nabelschau in Grenchen» ist eindeutig: Die Grenchner sind politikverdrossen, die Stadt wirtschaftlich schwach und die Bürger rücken wegen der steigenden Zuwanderung immer mehr nach rechts. Der am Donnerstag ausgestrahlt Beitrag stösst den Grenchnern sauer auf.
Niemand, der mitgemacht habe, sei überrascht über den SRF-«Dok»-Film, der Donnerstag über die Schirme flimmerte, so ein Grenchner Insider. Aber empört und entrüstet seien sie alle. «Der Film ist tendenziös und stellt die Stadt grauenhaft schlecht dar.» Mit fieser Schnitt- und Fragetechnik sei das schlechtestmögliche Bild über Grenchen entstanden. Der Insider wählt anständige, aber harte Worte, auf Facebook hingegen kommt es zu verbalen Entgleisungen.
«Für diesen Mist hat das SRF ein Jahr gebraucht?»
«Zu dieser Sendung darf ich mich nicht äussern, sonst würde ich eine Anzeige kassieren», schäumt eine Userin in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Gränche, wenn ...». Eine andere bezeichnet den Film als «Scheiss-Sendung» Und ein Mann tobt: «Für diesen Mist hat das Fernsehen ein Jahr gebraucht und nicht mal einen richtigen Grenchner gefunden?»
Wenigstens dafür, dass die Filmer «keine richtigen Grenchner» gefunden haben, scheint der Insider die Gründe zu kennen. «Die Autorin hat sehr viele Leute angefragt, doch niemand wollte sich mit ihr unterhalten.» Zu gross sei die Angst gewesen, in die Pfanne gehauen zu werden. Doch genau das ist jetzt laut ihrer eigenen Aussage mit den Grenchnern passiert.
Juristische Schritte vorstellbar
Wer den Film sehe, müsse fast annehmen, dass es in Grechnen nur ausländerfeindlich Bünzlis gibt. Dem sei aber nicht so, beschwört der Insider: «Unter anderem mit Granges Melanges und Sprachkursen setzt sich die Stadt sehr für die Einbindung der Ausländer ein.» Dem stimmt auch Vize-Gemeinderatspräsident Remo Bill zu. Der Politiker störte sich aber nicht am ganzen Film, «gewisse Sequenzen waren aber befremdend». So sei die Auswahl der Interviewpartner sehr einseitig gewesen.
Auf Anfrage von 20 Minuten sagt SRF-«Dok»-Produzentin Belinda Sallin: «Die Aufgabe des Films war, zu thematisieren, wie die Menschen mit der Globalisierung und den damit einhergehenden Ängsten umgehen und wie sich dies auf eine Beteiligung an den demokratischen Prozessen auswirkt.» Die Menschen, die im Film vorgekommen seien, seien als Bürger mit ihren Ängsten und Hoffnungen gezeigt worden.
Doch ein Körnchen Wahrheit attestiert sogar die Facebook-Gemeinde dem «Dok»-Film: «Wir müssen wieder zusammen sprechen, diskutieren, Lösungen suchen und Grenchen nach aussen besser vertreten», fordern einige der User. Der Grundtenor bleibt der gleiche: «Der Film ist eine Frechheit.» Der Insider kann sich sogar vorstellen, dass Betroffene nun juristische Schritte gegen den Film und dessen Macher ergreifen.
Hier können Sie den Dok «Die schweigende Mehrheit – Schweizer Nabelschau in Grenchen» in voller Länge sehen.