SnapchatKnatsch um Penis-Snap bei Berner Jungparteien
Die Jungen Grünliberalen aus Bern sind erzürnt: Eine Politikerin aus ihrer Partei wurde auf Snapchat unsittlich angemacht. Der Absender soll ausgerechnet ein Jungfreisinniger sein.

Mit diesem Penis-Bildchen wurde eine Jungpolitikerin von einem Freisinnigen unsittlich angemacht.
Twitter/@jglp_be«Sexismus ist auch in der Politik ein ernsthaftes Problem! Es braucht in allen (Jung-)Parteien mehr Sensibilisierung und eine Null-Toleranz gegenüber jeglicher Art der Diskriminierung», schreibt die junge Grünliberale Partei aus dem Kanton Bern in einem Tweet.
Angehängt ist ein gezeichnetes Penis-Bild, das eine ihrer Kolleginnen aus der Partei am Montagmorgen von einem Jungfreisinnigen erhalten haben soll. Versendet auf Snapchat, dazu schrieb der Absender: «Bisch äuä scho lang nüm düre gnaglet worde? Stimmts oder isches so?» Pikant: Der Absender trägt eine Uniform der Schweizer Armee.
Welche Kommunikation der Beleidigung vorausgegangen ist, geht jedoch nicht aus dem Twitter-Post hervor. «Unsere Parteikollegin bekam das unerwartet», betont Irène Jordi, die Berner Präsidentin der Jungen Grünliberalen. Als sie den Snap gezeigt bekam, habe sie es kaum fassen können: «So etwas geht einfach nicht, es ist unter der Gürtellinie und total daneben.» Sie finde, dass aktive Parteimitglieder besser überlegen sollten, was sie machen.
Die Jungfreisinnigen Bern haben umgehend geantwortet und betonen: «Solch ein Verhalten widerspricht unseren liberalen Werten und wird im Jungfreisinn nicht toleriert.» Sie versprechen, den Fall intern abzuklären.
Die Präsidentin der Jungen FDP Kanton Bern, Simone Richner, sagt zu 20 Minuten: «Solches Verhalten goutieren wir gar nicht.» Sie stehe schon mit der Parteipräsidentin der Jungen Grünliberalen in Kontakt und habe sie darum gebeten, dass sich die betroffene Politikerin bei ihr meldet.
«Wenn wir die Sachlage und den Namen des Absenders kennen, wird die Person Konsequenzen tragen müssen.» Diese könnten gar bis zum Parteiausschluss reichen, sagt Richner. «Zuerst müssen wir aber die ganze Story kennen.»
«Sexuelle Belästigung»
«Bei einem solchen Bild könnte man durchaus Strafantrag wegen sexueller Belästigung stellen», sagt Rechtsanwalt Martin Steiger. Die dazu gehörige Bildunterschrift sei darüber hinaus persönlichkeitsverletzend. «Die Angelegenheit könnte – infolge Militärdienst – auch disziplinarische Folgen im Militär haben und die Militärjustiz beschäftigen.»
«Da fragt man sich, was sich der Jungpolitiker in Armeeuniform dabei gedacht hat: Wahrscheinlich nichts.» Der betroffenen Frau rät er, den Jungfreisinnigen zu blockieren und die Aktion mit seiner Parteileitung zu besprechen. «Da ist mindestens eine Entschuldigung fällig», sagt Steiger.