Dem Luchs droht im Wallis die Ausrottung

Aktualisiert

Uni BernDem Luchs droht im Wallis die Ausrottung

Die Universität Bern warnt vor dem extrem tiefen Luchsbestand im Kanton Wallis. Geht es so weiter, könnte der Luchs in der Region bald Geschichte sein.

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Luchse leben einzelgängerisch in Revieren, in denen sie keine anderen erwachsenen Tiere des gleichen Geschlechts dulden.
Studien der Universität Bern ergaben, dass sich nur ein Fünftel des erwarteten Luchsbestandes im Wallis aufhält.
Grund für die geringe Population könnten unter anderem auch illegale Abschüsse durch Wilderer sein.
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Luchse leben einzelgängerisch in Revieren, in denen sie keine anderen erwachsenen Tiere des gleichen Geschlechts dulden.

KORA

Experten der Universität Bern schlagen Alarm: Bei einer flächendeckenden Zählung von Raubtieren wurde den Forschern bewusst, dass der Luchsbestand in der Region Wallis extrem gering ist. «Nicht einmal ein Dutzend unabhängige Individuen wurden während fünf Wintern fotografiert», berichtet Professor Raphael Arlettaz von der Uni. Hinzu kommt, dass sich die gesichteten Luchse kaum fortpflanzen würden. «Während sieben Jahren mit systematischer Populationsüberwachung hat man insgesamt nur vier bis fünf Fortpflanzungsfälle dokumentieren können. Das ist dramatisch.» Die Forscher versuchen nun, die möglichen Gründe für den Rückgang der Population zu eruieren.

Dramatische Situation

Der Luchs ist ein Waldbewohner, der sich in unseren Breitengraden extrem wohl fühlt. Ob im Wald oder im Schnee – die seltene Raubkatze kommt überall zurecht. Umso mehr wundern sich die Experten über das plötzliche Verschwinden des Luchses im Wallis.

Grund für die geringe Population könnten unter anderem auch illegale Abschüsse durch Wilderer sein. «Die illegale Wilderei bleibt nach wie vor unsere Hypothese Nummer eins», sagt Arlettaz. Denn der Luchs ist nicht überall gern gesehen. Mittlerweile gibt es in der Region Wallis sogar Politiker und Vereine, die sich für einen Kanton ohne Luchs, Wolf oder Bär einsetzen und deren Abschuss fordern.

Auf die tiefen Bestandeszahlen im Wallis stiessen die Forscher der Universität Bern nur zufällig: Eigentlich arbeiteten sie an einer Studie zum Verhältnis zwischen wilden Huf- und Raubtieren im Wallis. Dabei stellten sie über 100 Fotofallen auf und untersuchten insgesamt über 218 Fährten im Schnee. Erschrocken mussten sie festgestellen, dass lediglich ein Fünftel des erwarteten Luchsbestandes gesichtet wurde. Die Lage sei dramatisch: «Wenn von den Behörden keine Massnahmen ergriffen werden, kann der Luchs in ein paar Jahrzehnten wieder ausgestorben sein», so Arlettaz gegenüber 20 Minuten.

Die Universität Bern warnt vor dem extrem tiefen Luchsbestand im Kanton Wallis. Geht es so weiter, könnte der Luchs in dieser Region bald Geschichte sein.

Seltener Anblick: Junge Luchse im Kanton Wallis (Video: François Allégro)

Der vertriebene Feind

In der Vergangenheit war der Luchs vielerorts verhasst. Man ärgerte sich über die Risse an Schaf und Vieh. Die Tiere wurden systematisch verfolgt und schliesslich am Anfang des 20. Jahrhunderts in der Schweiz ausgerottet. Erst im Jahre 1967 entschloss sich der Bundesrat, versuchsweise Luchse auszusetzen um das vertriebene Tier wieder in die Schweizer Natur einzugliedern.

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