«Den Untergang in letzter Sekunde abgewendet»

Aktualisiert

Geldgeschenk für Neuzuzüger«Den Untergang in letzter Sekunde abgewendet»

Die Idee erregte weltweit Aufsehen. Jetzt wird sie umgesetzt: Die Einwohner des Walliser Dorfs Albinen beschlossen, Zuzüger mit Geldzahlungen zu belohnen.

Christian Holzer
Albinen
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Christian Holzer
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Beat Jost, Gemeindepräsident von Albinen, spricht nach der Wahl zu den Medien. (Video: cho)

Mit fünfstelligen Geldbeträgen Familien als Neuzuzüger gewinnen, um den Einwohnerschwund zu stoppen: Mit diesen Plänen hat das Walliser Bergdorf Albinen ein weltweites Echo ausgelöst. Hunderte Interessenten aus aller Welt bestürmten die Gemeinde. Ob die Idee wirklich umgesetzt wird, hatte Albinens Urversammlung gestern Abend zu befinden. 100 der rund 250 Einheimischen hatten sich im Mehrzweckgebäude «Zer Schwälli» eingefunden.

Gemeindepräsident Beat Jost warb eindringlich für ein Ja zur Gemeindeinitative, die Neuzuzüger-Paare mit 50'000 Franken sowie weiteren 10'000 Franken pro Kind belohnen will. «Das Dorf bewegt sich auf einen Abgrund zu», sagte er. Nur dank einiger Schulkinder habe Albinen noch eine Busverbindung.

In geheimer Abstimmung nahmen die Albiner am Donnerstagabend die Initiative zur Wohnbauförderung mit 71 Ja- zu 29 Nein-Stimmen an.
Ganz zur Freude des Gemeindepräsidenten. Jost: «Ein klares Resultat, über das ich sehr froh bin.»
100 der rund 250 Einheimischen hatten sich im Mehrzweckgebäude «Zer Schwälli» eingefunden.
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In geheimer Abstimmung nahmen die Albiner am Donnerstagabend die Initiative zur Wohnbauförderung mit 71 Ja- zu 29 Nein-Stimmen an.

Cyril Zingaro

«Die Jungen nehmen das Schicksal in die Hand»

«Doch nächstes Jahr geht nur noch ein Kind in den Kindergarten und eines in die Primarschule.» 2018 werde die Hälfte der Bewohner im Rentenalter sein. «Ich bin stolz auf die Jungen. Sie nehmen das Schicksal in die eigene Hand», sagte ein Redner zur von jungen Einwohnern lancierten Initiative.

Selbst wenn durch die Geldzahlungen Ausländer kämen, solle man keine Angst haben: «Wenn jemand alle Vorgaben erfüllt und aus Argentinien oder China kommt, dann kommt der halt aus Argentinien oder China.»

Auch gegnerische Voten fielen – jedoch ohne zu überzeugen: In geheimer Abstimmung nahmen die Albiner die Initiative mit 71 Ja- zu 29-Nein-Stimmen an. Ganz zur Freude des Gemeindepräsidenten. Jost: «Ein klares Resultat, über das ich sehr froh bin.» Besonders freue ihn die hohe Stimmbeteiligung: «Es wäre schlimm gewesen, wenn nur 20 Personen an die Versammlung gekommen wären.»

Das Walliser Dorf Albinen will mit Geldgeschenken junge Bewohner anlocken. Die Idee ist umstritten. Augenschein in einem gespaltenen Dorf.

Hoffnungsschimmer für Albiner

Dank dem neuen Reglement blicke er nun hoffnungsvoll in die Zukunft. «Wenn wir in fünf Jahren zehn Familien in Albinen haben und jede Familie zwei Kinder hat, dann ist das eine super Sache», sagte Jost nach der Wahl zu Medienvertretern.

Auch Anwohner zeigen sich erleichtert: «Jetzt geht es endlich bergauf mit unserem schönen Bergdorf», meint eine ältere Bewohnerin. Über 70 Jahre wohne sie bereits in Albinen: «Ich denke, mit diesem Ja haben wir den Untergang in letzter Sekunde abgewendet – das hoffe ich zumindest.»

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«Wohnbau- und Familienförderung»

Im Kampf gegen die Abwanderung wird Albinen tief in die Gemeindekasse greifen. Bau- und Kaufwillige bis 45 werden von einer einmaligen Wohnbauförderung profitieren. Dies unter der Bedingung, dass sie sich im Dorf für zehn Jahre niederlassen und hierfür mindestens 200'000 Franken investieren. Pro Erwachsenem gibt es 25'000, pro Kind 10'000 Franken.(cho)

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