Gelände evakuiertUnwetter an Turnfest fordert 39 Verletzte
Das Eidgenössische Turnfest in Biel ist erneut von einem heftigen Unwetter heimgesucht worden. Dutzende Personen wurden verletzt, sechs von ihnen schwer. Unter den Verletzten ist auch ein Kind.
Die Erinnerungen an den Sturm bei der Eröffnungsgala waren noch frisch, als das Unwetter auf dem Gelände des Eidgenössischen Turnfests am Donnerstagabend erneut mit voller Wucht zuschlug. Dieses Mal blieb es nicht bei Sachschäden: 39 Personen wurden verletzt, sechs davon schwer, wie die Organisatoren und die Polizei am Donnerstagabend an einer spontan einberufenen Pressekonferenz mitteilten.
Die Verletzten wurden in verschiedene Spitäler in Biel, Bern, Solothurn und Neuenburg gebracht. Von den 33 Personen, die sich nicht in kritischem Zustand befinden, sind neun Personen mittelschwer verletzt, 24 leicht. Unter den Verletzten ist auch ein Kind.
Zelt zerbarst
Besonders schlimm traf das Unwetter das Wettkampfgelände im Bieler Vorort Ipsach. Dort riss der Sturm kurz nach 18 Uhr dermassen fest an einem grossen Zelt, dass es teilweise zerbarst, wie Fabian Sauvain von der Berner Kantonspolizei vor den Medien sagte.
Unter diesem Zelt verletzten sich mehrere Menschen. Der Wind blies laut Sauvain mit teilweise mehr als 100 Stundenkilometern. Als die Rettungsdienste das Ausmass der Zerstörung erfasst hatten, lösten sie Katastrophenalarm aus.
Die Polizei, die Ambulanz und die Rettungsflugwacht waren mit einem Grossaufgebot vor Ort, auch das Militär und der Zivilschutz standen im Einsatz. Das Gelände musste evakuiert und Verletzte geborgen werden. Erschwert wurde die Rettungsaktion dadurch, dass die Helikopter der Rega aufgrund der Wettersituation vorerst nicht abheben konnten.
«Es wurde richtig düster»
Leser-Reporter Christian Rüfenacht war vor Ort, als sich der Himmel gegen 18 Uhr über dem Festgelände plötzlich verdunkelte. «Es wurde richtig düster, die Temperaturen fielen in den Keller. Es hat geblitzt und gedonnert, der Wind war unglaublich stark. Ganze Teile von Bäumen wurden durch die Luft geschleudert.»
Turnerin Damara Moser aus Büren an der Aare konnte sich in letzter Sekunde in eine Turnhalle retten, als der Sturm ausbrach. «Als das Festzelt zusammenstürzte, brach auf dem ganzen Areal ein riesiges Chaos aus», schilderte sie gegenüber 20 Minuten.
Noch plastischer beschreibt es ein anderer Turner aus der Region. Die Sturmböen seien so stark gewesen, dass gar Toi-Toi-WCs durch die Luft geflogen seien. «Die Leute waren in heller Panik und liefen in alle Himmelsrichtungen davon.»
Fest soll weitergehen
Doch weshalb wurde nicht früher auf den aufziehenden Sturm reagiert? Das OK war nach eigenen Angaben vom plötzlichen Auftreten der Gewitterwinde überrascht worden. «Um 17.30 Uhr war das Wetter gut, um 17.45 Uhr war es gut, um 18 Uhr war es gut» - bis kurz nach 18 Uhr der Wind kam, sagte Festdirektor Fränk Hofer, der zu diesem Zeitpunkt im Lagebüro die Situation analysierte.
In einer Krisensitzung entschied das OK nach dem Sturm, das Fest nicht abzubrechen - jedenfalls wenn sich die gesundheitliche Situation der Verletzten nicht verschlechtere, wie Hofer sagte.
Seinen Abschluss finden soll das Eidgenössische Turnfest am kommenden Sonntagmittag im Bieler Fussballstadion Gurzelen. Inzwischen untersucht die Berner Kantonspolizei den Hergang der Ereignisse vom Donnerstag.
Leser-Videos zeugen von der Gewalt des Sturms:
(jbu/sda)