Vorwurf FehldiagnoseVerstopfung entpuppte sich als Krebs
Eine Patientin wirft dem Bürgerspital Solothurn vor, einen tumor-bedingten Darmverschluss übersehen zu haben. Sie ging durch die Hölle. Das Spital bestreitet jegliche Schuld.

Im Januar wurde Dagmar Grolimund wegen Bauchschmerzen ins Solothurner Bürgerspital aufgenommen. Dort sollen krasse Fehler passiert sein.
Keystone/Dominik PluessAufgrund unerträglicher Bauchschmerzen begab sich Dagmar Grolimund Mitte Januar ins Solothurner Bürgerspital. «Das Bild des Computertomografen zeigte Divertikel, also entzündete Ausstülpungen im Dickdarm», erzählte sie der «Solothurner Zeitung». Die Entzündung wurde folglich mit hohen Dosen Antibiotika intravenös behandelt.
«Ich erklärte den Ärzten, dass in meiner Familie Darmkrebs vorgekommen ist. Aber niemand ist darauf eingegangen», so Grolimund. Weil ihr Bauch angeschwollen war und sie einen gewaltigen Druck verspürte, erhielt sie vom Spital ein Abführmittel verschrieben. Es half nichts.
«Erbrochenes, stuhlig»
Grolimunds Hausarzt vermutete einen Darmverschluss, nachdem die starken Abführmittel nichts nützten und er einen Blick in ihren Dickdarmarm geworfen hatte. Die Patientin wurde daher am 28. Januar erneut ins Bürgerspital eingewiesen. Den Verdacht auf Darmverschluss habe man bei der Aufnahme gemeldet.
In der Nacht auf den 30. Januar musste sie sich übergeben. Im Erbrochenen war Kot enthalten. «Oben kam das heraus, was eigentlich unten herauskommen müsste. Das war ekelhaft und ganz schrecklich für mich», beschreibt die Patientin das Erlebte. In den Akten findet sich der Vermerk: «Erbrochenes, stuhlig.»
Wollte Spital Fehler vertuschen?
Daraufhin platzte Grolimunds Ehemann der Kragen. Er fuhr seine Frau kurzerhand ins Berner Spital Beau-Site. «Nach zwei Stunden sagte dort der Arzt, sie habe einen Tumor. Das war das erste Mal, dass wir die Diagnose Krebs hörten», sagt der Ehemann. Dies zu hören, sei Erleichterung und Schock zugleich gewesen. Dagmar Grolimund wurde danach während viereinhalb Stunden operiert.
Vor einigen Tagen wurden Grolimunds zu einem klärenden Gespräch mit dem Chefarzt ins Bürgerspital Solothurn eingeladen. «Was wir da gehört und gesehen haben, schockierte uns noch mehr», sagt Ehemann Beat Grolimund. So soll etwa ein Arzt seiner Frau im Januar erläutert haben, dass sie ein Karzinom habe. «Dieser Arzt war aber nie am Bett meiner Frau.» Dagmar Grolimund glaubt, die Verantwortlichen des Spitals hätten ihren Fehler so vertuschen wollen.
Bürgerspital: «Patientin wurde über Krebs informiert»
Das Spital widerspricht. Im Informationssystem sei klar dokumentiert, «dass die Patientin vor der Entlassung aus dem Bürgerspital über die Verdachtsdiagnose Krebs informiert wurde», wie Eric Send, Mediensprecher der Solothurner Spitäler AG mitteilte. Der behandelnde Arzt in Bern sei aufgrund der Voruntersuchungen zur selben Diagnose wie die Ärzte im Bürgerspital Solothurn gekommen.