Höhere StaumauerDer Grimselsee hat bald doppelt so viel Wasser
Die Berner Regierung will die Staumauer des Grimselsees um 23 Meter aufstocken. Im See hätte dann rund 75 Prozent mehr Wasser, das zur Stromproduktion genutzt wird, Platz.

Die Bogenmauer des Grimselstausees ist bislang 114 Meter hoch. Durch eine Aufstockung um 23 Meter würde sich das Speichervolumen massiv erhöhen.
Die Berner Kantonsregierung befürwortet die umstrittene Erhöhung der Grimsel-Staumauern. Die Vergrösserung des Grimselsees stellt zwar einen Eingriff in Natur und Landschaft dar, ist aber gemäss einer Beurteilung des Kantons insgesamt umweltverträglich.
Die negativen Auswirkungen könnten mit den vorgesehenen Ersatzmassnahmen hinreichend kompensiert werden, teilte der Regierungsrat am Donnerstag mit. Geplant sind insbesondere neue Schutzgebiete für Tiere und Pflanzen, Ersatzaufforstungen und die Renaturierung von Gewässern.
Auch der Eingriff in die Landschaft von nationaler Bedeutung «Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn-Gebiet» ist gemäss dem Regierungsrat zulässig. Das Interesse an der Vergrösserung des Grimselsees sei von mindestens gleichwertiger nationaler Bedeutung wie das Interesse an der ungeschmälerten Erhaltung der geschützten Landschaft.
Erhöhung um 23 Meter
Die Erhöhung der bestehenden Grimsel-Staumauern um 23 Meter erweitert das Speichervolumen des Sees um 75 Prozent. Damit kann im Sommer mehr Wasser zurückbehalten werden, das im Winter zur Stromproduktion genutzt wird.
Mit den zusätzlich erzeugten 240 Gigawattstunden kann der Winterbedarf von rund 90 000 Haushalten gedeckt werden, wie der Regierungsrat festhält. Das grössere Seevolumen ermögliche es zudem, die unregelmässig anfallende Stromproduktion aus den neuen erneuerbaren Energiequellen wie Sonne und Wind auszugleichen.
Mit dem zusätzlichen Volumen werde der Grimselsee der viertgrösste Energiespeicher der Schweiz. Schliesslich könne der Wasserstand der Aare und des Brienzersees besser reguliert und damit die Hochwassergefahr reduziert werden.
Ball beim Kantonsparlament
Der Regierungsrat beantragt deshalb dem Kantonsparlament die entsprechende Anpassung der Konzession für die Kraftwerke Oberhasli (KWO), die ihre Anlagen im Grimselgebiet ausbauen wollen.
Der Grosse Rat dürfte das Konzessionsgesuch für die Vergrösserung des Grimselsees in der Septembersession behandeln. Gegen das Projekt stellen sich vor allem Umweltverbände.
Die beiden anderen Teile des Ausbauvorhabens KWOplus sind weniger umstritten. Dabei handelt es sich um den Bau eines neuen Pumpspeicherwerks und die Aufwertung zweier bestehender Kraftwerke. Diese Projekte haben das Kantonsparlament beziehungsweise das zuständige kantonale Amt für Wasser und Abfall bereits genehmigt. (sda)