Bombardier fordert von SBB 326 Millionen Franken

Aktualisiert

Eklat bei ZugbestellungBombardier fordert von SBB 326 Millionen Franken

Machtkampf um Millionen-Entschädigung: Weil die SBB den Projektablauf gestört haben sollen, sieht sich Zug-Hersteller Bombardier nicht mehr an die Liefertermine gebunden.

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Sollen 2015 zum erste Mal auf den Schienen rollen: Die neuen Doppelstockzüge der SBB.

Sollen 2015 zum erste Mal auf den Schienen rollen: Die neuen Doppelstockzüge der SBB.

Hinter den Kulissen brodelt es zwischen Hersteller Bombardier und den SBB. Der Zugbauer richtet schwere Vorwürfe an die Bahn und stellt die Liefertermine der neuen, 1,9 Milliarden Franken teuren Doppelstockzüge infrage. «Für Bombardier ( …) bestehen keine gültigen vertraglichen Liefertermine mehr», stellte das Unternehmen gegenüber der Sendung «Rundschau» des Schweizer Fernsehens klar.

Stephan Wehrle, Leiter Medienstelle der SBB, bestätigt die Vorwürfe. «Wir haben Kenntnis von der Forderung von Bombardier», sagte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Die Forderung sei aus Sicht der SBB haltlos. «Tatsache ist, dass wir mit Bombardier zusammenarbeiten und versuchen wollen, die Züge so rasch wie möglich auf die Schiene zu bringen», wo Wehrle. «Bombardier wirft den SBB vor, sie hätten den vertraglichen Projektablauf durch unzulässige Eingriffe in den Designprozess gestört.»

Für die Passagiere sollte der Knatsch kaum Auswirkungen haben. Bombardier-Schweiz-Chef Stephan Wettstein zeigte sich im Interview mit der Sendung optimistisch: «Die Passagiere werden Ende 2015 mit den ersten Zügen fahren können.» Für Wettstein wurde das Projekt seit der Zugbestellung durch laufende Änderungswünsche massiv verteuert. «Wir haben Mehraufwendungen, die man in einer Projektabwicklung mitberücksichtigen muss. Wer wie viel der Mehraufwendungen von beiden Seiten tragen soll, ist Gegenstand von Verhandlungen.»

Verkehrspolitiker fordern Klarheit

Zurzeit klären die SBB ab, wie sie auf die Bombardier-Forderung über 326 Millionen Franken reagieren wollen. Kommt es zu einem Deal der beiden Parteien? Im internen Dokument schreiben die SBB: «Bevor Zahlungen an Bombardier geleistet werden, ist durch die Projektleitung abzuklären, ob eine Verrechnung mit Pönalen (Strafzahlungen für verspätete Zugslieferung, Anm. der Red.) erklärt wird.» Mit andern Worten: Das Verrechnen der gegenseitigen Forderungen käme einem Schuldeingeständnis der SBB gleich – zu Lasten der Steuerzahler.

Verkehrspolitiker sind über die Beschaffungsprobleme der SBB alarmiert. In einem offenen Brief fordert die FDP Klarheit von SBB-Chef Andreas Meyer. Verkehrspolitiker und FDP-Nationalrat Markus Hutter sagte zur «Rundschau»: «Der Schaden durch die verspätete Lieferung ist da. Käme noch die Bombardier-Forderung von 326 Millionen hinzu, wäre dies der GAU, das muss man mit allen Mitteln verhindern.» SP-Verkehrspolitiker Roger Normann kommentiert: «Zusätzliche Forderungen sind nicht das Richtige im aktuellen Moment, weder von den SBB noch von Bombardier.»

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