Höhere BillettpreiseLeuthard will die Pendler zur Kasse bitten
Auch wenn das Volk Ja zu der Bahnvorlage «Fabi» sagt, sollen die Bahnpreise weiter steigen. Ausserdem werde ein Preissystem eingeführt, durch das Vielfahrer mehr bezahlen sollen.
Im Interview mit der «Sonntags-Zeitung» kündigte Verkehrsministerin Doris Leuthard an, dass auch bei der erwarteten Annahme der 6,4 Milliarden teuren Bahninfrastruktur-Vorlage «Fabi» am 9. Februar, das Zugfahren für die Passagiere weiter teurer wird. «Ticketpreiserhöhungen sind angesichts der Verbesserungen des Angebots absehbar», sagte sie.
Allerdings soll es nicht nur bei allgemeinen Erhöhungen bleiben. Leuthard kündigte die Vorlage eines «Mobilitypricing-Konzepts» an. Bei diesem würden vor allem jene verstärkt zur Kasse gebeten werden, die viel und zu Stosszeiten fahren. Das Konzept solle noch dieses Jahr vorliegen.
Finanzierung für hundert Jahre gesichert
Das Volk musste in letzter Zeit immer wieder über neue Bahn-Fonds abstimmen. Im Interview sieht Leuthard diese Zeit für beendet. Mit der neuen Vorlage könne «die Bahn und ihr Unterhalt theoretisch für die nächsten hundert Jahre finanziert werden.»
Das Bundesamt für Verkehr berechnete, was ein Nein zu «Fabi» bedeuten würde. Ab 2030 käme es zu zahlreichen Überlastungen – vor allem in den heute schon chronisch überfüllten Zügen zwischen Bern-Zürich-St.Gallen, Zug-Luzern, Basel-Liestal und Genf-Lausanne. Zu Stosszeiten würden dann zwischen 1000 und 3500 Sitzplätze fehlen und noch viel mehr Passagiere als heute müssten im Zug stehen.
Leuthard selber bezeichnete es als «unangenehm», wenn Fahrgäste stehen müssen. Allerdings müssten auch mit «Fabi» Passagiere zu Stosszeiten damit rechnen, zu stehen.
SBB unpünktlicher geworden
Schweizweit sollten 89 Prozent der SBB-Passagiere rechtzeitig ankommen, dies gelang aber nur in 87,5 Prozent der Fälle. Während die Züge in der Westschweiz und dem Mittelland ziemlich pünktlich unterwegs waren, litten vor allem die Passagiere im Tessin sowie in der Region Ost, zu der Zürich gehört, unter Verspätungen.
Im Raum Zürich hat jeder siebte Passagier sein Ziel mit mehr als drei Minuten Verspätung erreicht. Insgesamt dürften im vergangenen Jahr mehr Bahnpassagiere als je zuvor mit Verzögerung unterwegs gewesen sein. Beunruhigend ist, dass die SBB-Führung die Probleme nicht in den Griff bekommt. Sie setzte im Sommer eine Task-Force ein, weil die Verspätungsstatistik bereits im ersten Halbjahr schlecht ausgesehen hatte.
«Das Bahnnetz ist gut ausgelastet, was eigentlich positiv
wäre, aber so wirken sich schon die kleinsten Zwischenfälle stark aus», erklärt Kurt Schreiber von Pro Bahn, der Interessengruppe der Passagiere.
(NZZ am Sonntag)