Neuer VBS-Radar sieht Kühe als feindliche Flieger

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Beschaffungs-FlopNeuer VBS-Radar sieht Kühe als feindliche Flieger

Ein Grossprojekt des VBS verzögert sich um Jahre, da es bislang nicht den gewünschten Zweck erfülle. Sicherheitspolitiker sind nicht begeistert.

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Schon wieder ein Beschaffungs-Fiasko für die Schweizer Armee?

Schon wieder ein Beschaffungs-Fiasko für die Schweizer Armee?

Die Schweizer Armee hat in Deutschland für 296 Millionen Franken ein neues Radarsystem für Militärflugplätze bestellt. Eigentlich hätte dieses Ende 2016 in Betrieb gehen sollen. Nun verzögert sich das Anschaffungsprozedere um mehrere Jahre, denn laut Verteidigungsminister Ueli Maurer reagiert das militärische Anflugleitsystem nicht nur auf Flugzeuge – sondern auch auf Kühe.

Wie Insider dem «Blick» mitteilten, habe Maurer in der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) des Nationalrats gestanden: «Bei der Installation in der Schweiz kam es zu einigen Problemen.» Das System funktioniere zwar einwandfrei in der Ebene, in den Bergen und an Hängen komme es aber zu Fehlmeldungen, wenn sich «zum Beispiel eine Kuh bewege». Diese werde dann als feindliches Instrument wahrgenommen.

Verantwortliche beschuldigen Lieferant

Man habe bei den Tests gemerkt, dass der Lieferant das System nicht an die Schweizer Verhältnisse angepasst habe. Eigentlich ist das Grossprojekt schon seit 2009 bewilligt und hätte bis Ende 2016 installiert sein sollen. Nun braucht es dafür ein wenig mehr Geduld: Erst 2020 soll das Rundsuchradar betriebsbereit sein, sagt Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunar Sievert dem «Blick».

«Im Sommer 2013 zeigten sich bei einem des aus fünf Komponenten bestehenden Systems Mängel», sagt Sievert. Dem Lieferanten, dem Rüstungskonzern Airbus DS, wurde daraufhin eine Frist zur Mangelbehebung gesetzt. «Die neuerliche Überprüfung im Sommer 2014 war nicht erfolgreich», so Sievert. Wegen der Anpassung der Systeme kommt es nun zu Verzögerungen.

Einfluss auf die Kosten wird dies jedoch nicht haben. Den gesamten Finanzbedarf inklusive Beschaffung, Verpflichtungskrediten und Immobilien beziffert der Armasuisse-Sprecher auf 363 Millionen Franken.

Kritik aus Politikerkreisen

Trotz der Beschwichtigung der Armasuisse üben Sicherheitspolitiker Kritik und sehen mögliche Probleme in der Verzögerung. So sagt etwa SiK-Präsident Thomas Hurter (SVP): «Einerseits müssen die alten Systeme möglichst rasch ersetzt werden. Andererseits entstehen Kreditreste, die nicht benutzt werden können.» Man müsse das Geschäft deshalb auf dem Radar behalten.

Die Verzögerung sei «sehr ärgerlich», pflichtet Sicherheitspolitikerin Evi Allemann (SP) bei. Sie fragt sich, «ob die Evaluation genügend professionell durchgeführt worden ist.» Kommt es nach dem Flop um das Informatiksystem FIS Heer, das 750 Millionen kostete, nun zum nächsten Beschaffungsdebakel? Das Vertrauen in die Seriosität der Rüstungsbeschaffung generell werde mit der Verzögerung jedenfalls nicht gerade gestärkt, so Allemann.

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