TV-Auftritt«Angela Magdici wirkt uneinsichtig»
Angela Magdici hat sich auf TeleZüri erklärt. Der Auftritt der ehemaligen Gefängnisaufseherin kam nicht bei allen gut an.
«Ihre Flucht hat Schlagzeilen generiert, Empörung ausgelöst und Fantasien beflügelt» – so leitete «TalkTäglich»-Moderator Markus Gilli den Auftritt von Gefängnisaufseherin Angela Magdici (33) ein. Im Februar befreite sie den verurteilten Vergewaltiger Hassan Kiko (27) und floh mit ihm nach Italien. Am Karfreitag wurde das Liebespaar in Italien verhaftet. Nacheinander wurden sie in die Schweiz ausgeliefert.
Es ist für Magdici das zweite Interview nach jenem in der «Weltwoche» und der erste TV-Auftritt. Mit dabei: ihr Pflichtverteidiger Urs Huber. Während des Gesprächs macht Magdici Aussagen wie: «Ich würde gar nichts anders machen. Es ist so, wie es ist.»
Viele Zuschauer sind empört
Magdicis Auftritt kam bei vielen nicht gut an. Die Zuschauer reagierten prompt auf der Facebook-Seite von TeleZüri: «Gnadenlose Frechheit! Wir haben es hier mit einer Straftäterin zu tun und nicht mit einer verliebten Meerjungfrau», hiess es dort. «Sie ist eine voll arrogante Tante» und «nicht gerade die Hellste», war ein anderer Kommentar. Ein dritter Zuschauer kam zum Schluss: «Diese Frau redet so, als ob nichts gewesen wäre.»
«So ein Auftritt ist mutig»
Pflichtverteidiger Huber zeigt sich überrascht von den negativen Kommentaren. Er habe nur positive Resonanz erhalten. Er ist vom Auftritt seiner Mandantin überzeugt: «Es war ein souveräner, authentischer und ehrlicher Auftritt. Frau Magdici hat gute Antworten gegeben.» Ein solches Interview zu geben, sei mutig gewesen und habe für seine Mandantin eine beruhigende Wirkung gehabt: «Sie konnte sich endlich erklären, alles rauslassen. Nach dem Auftritt hat sie sehr erleichtert gewirkt.»
Laut Huber haben er und seine Mandantin sich gemeinsam dazu entschieden, einem Printmedium und einem Fernsehsender ein Interview zu geben. Huber: «Wir wollten etwas Ruhe in die ganze Sache bringen.»
«Uneinsichtigkeit weckt Unverständnis»
Auch Kommunikationsexperte Marcus Knill hat Magdicis Auftritt gesehen. Für ihn vermittelt die Gefängnisaufseherin das Bild einer «uneinsichtigen Frau», die aber zu ihrem Vergehen steht. «Sie lächelt die Tat weg», erklärt Knill, «ihre Uneinsichtigkeit weckt zwangsläufig Unverständnis beim Publikum und stösst sauer auf.»
Obwohl Magdici zeigen wolle, dass sie über der Sache stehe, gebe es zahlreiche Signale der Anspannung: «Sie lacht verlegen, mit den Händen versucht sich Magdici Halt zu geben, sie presst die Lippen zusammen oder greift sich in die Haare.» Solche Stresssignale würden sich vor allem bei unangenehmen Fragen zeigen.
Strafmilderung als Ziel?
«Ich kann mir gut vorstellen, dass der Auftritt auf Anraten des Verteidigers inszeniert wurde», sagt Knill, «mit der Absicht, eine Strafmilderung zu erwirken.» Solche Medienauftritte sind laut ihm in der Regel immer eine Chance: «Wenn die Inszenierung zu penetrant ist und die Absicht durchschaut wird, kann sich das in der Bevölkerung kontraproduktiv auswirken.»
Knill kann sich vorstellen, dass die meisten Zuschauer diesen Auftritt nicht goutieren und Magdici dadurch viele Sympathiepunkte verloren gehen. «Die Bevölkerung hat einen grossen Gerechtigkeitssinn. Wer uneinsichtig ist und die Befreiung eines Straftäters stolz zelebriert, muss sich nicht wundern, wenn er Hasskommentare erntet.»
Für Knill ist klar: «Magdici hätte noch nicht vor die Medien treten sollen.» Der gravierendste Fehler sei gewesen, dass sie nicht überzeugt habe, weil sie widersprüchliche Aussagen gemacht habe. «Beispielsweise sagte sie am Anfang eindeutig: ‹Ich würde nichts anders machen›, streitet später aber ab, dass sie das so gesagt habe. Da hat Magdici ihre Glaubwürdigkeit ganz verloren», erklärt Knill. Und fügt hinzu: «Hier hätte sich der Anwalt durchaus verlauten lassen dürfen. Und Magdici hätte sich in dieser Situation an den weisen Satz halten sollen: ‹Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.›»