«Das ist ein gravierender Patzer»

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Maurers Frontalangriff«Das ist ein gravierender Patzer»

Ueli Maurer hat sich bei seinen Bundesratskollegen für seinen Frontalangriff entschuldigt. Laut Kommunikationsexperte Marcus Knill hat er damit das einzig Richtige getan.

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Herr Knill, Ueli Maurer hat in einem «Weltwoche»-Interview seinen Amtskollegen Didier Burkhalter frontal attackiert. Darf man das als Bundesrat?

Das ist ein gravierender Patzer und keine Bagatelle. Das Kollegialitätsprinzip ist in der Schweiz heilig – unabhängig davon, ob Maurer Recht hat oder nicht. Der Bundesrat ist ein Team, das gegen aussen geschlossen auftreten muss. Das oberste Prinzip in der Teamkommunikation ist: Wäsche sollte man nie in der Öffentlichkeit waschen. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso seine Kommunikationsabteilung dieses Interview freigegeben hat. Womöglich hatte man einfach keine Zeit, um den Text genau zu prüfen. Für die politischen Gegner ist das natürlich ein gefundenes Fressen.

Am Donnerstag ruderte Maurer zurück und entschuldigte sich für einzelne Aussagen im Interview und bekannte sich zum Kollegialitätsprinzip. War das richtig?

Auf jeden Fall. Das Schuldbekenntnis war in diesem Fall richtig und wichtig – so kann er Druck wegnehmen und bietet seinen Gegnern weniger Angriffsfläche. Dank der Entschuldigung kann er den Image-Schaden in Grenzen halten. Das ist auch hinsichtlich der nächsten Bundesratswahlen von Bedeutung. Wenn der Vorfall als einmaliger Ausrutscher erscheint, werden es seine Gegner schwer haben, ihn wie damals Christoph Blocher abzuwählen, weil er sich nicht kollegial verhalte.

Was könnten Maurers Motive sein?

Bis jetzt hat er Klartext gesprochen, ohne dass ihm das geschadet hätte. Vielleicht ist es ein Spiel, aber diesmal hat er nicht gewonnen. Ueli Maurer wird höchstens bei den SVP-Wählern punkten.

Kann der Zwischenfall das Klima im Bundesrat nachhaltig vergiften?

Das glaube ich nicht, Maurer hat sich ja schnell entschuldigt. Jetzt steht er aber unter verschärfter Beobachtung – ein erneuter Ausrutscher könnte ihm langfristig schaden, da der Goodwill irgendwann aufgebraucht ist.

Marcus Knill ist Kommunikationsexperte und Buchautor.

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