Flüchtlings-Dramen«Die Rega soll mit dem Heli ans Mittelmeer»
Nach dem Flüchtlingsdrama, bei dem vermutlich 900 Menschen ums Leben kamen, fordert eine Petition nun den Einsatz der Rega im Mittelmeer-Raum. Diese winkt ab.

Die Rega solle einen Heli ans Mittelmeer schicken, fordert eine Petition.
Die Berichte sind fast identisch, nur die Opferzahlen wechseln Woche für Woche: Ein Schiff sinkt, 400 Flüchtlinge sterben. Ein Schiff sinkt, 900 Menschen sterben. Am vergangenen Wochenende ereignete sich die jüngste Tragödie im Mittelmeer, und auch am Montag befand sich ein Schiff in Seenot. Ebenfalls heute findet in Luxemburg ein gemeinsames Krisentreffen der EU-Aussen- und Innenminister statt.
Daniel Graf, ehemaliger Mediensprecher von Amnesty International, hält den politischen Prozess zur Krise zwar für notwendig – aber in der akuten Notsituation für zu behäbig. Er hat eine Petition gestartet, in der er die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) auffordert, einen Helikopter als Soforthilfe zu schicken. «Die Skisaison ist vorbei, die Rega wird schon irgendwo noch einen Reserve-Heli zur Verfügung stellen können», sagt Graf.
Petition ein «Denkanstoss»
Die Petition verbreitete er auf Twitter mit dem Hashtag #etwastun und hat damit schon einige Unterstützer gefunden. Aber ist der Vorschlag wirklich ernsthaft zu prüfen? Graf räumt ein: «Es ist mir klar, dass die Rega nicht auf gut Glück über dem Meer kreisen und ein paar Flüchtlinge herausziehen könnte – aber sie könnte zum Beispiel am Strand stationiert sein und Bedürftige ins Spital fliegen.»
Die Petition sei als Denkanstoss gedacht, was die Schweiz in dieser unhaltbaren Situation als Sofortmassnahme tun könnte. Graf sagt: «Es wäre ein Zeichen an die internationale Gemeinschaft: Seht her, wir schicken unsere Elite, unsere besten Retter.»
Völlig abwegig ist Grafs Vorschlag nicht. Denn die Rega ist Mitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes und im Rahmen der Katastrophenhilfe im Ausland Glied der Rettungskette Schweiz. Diese wird zum Beispiel bei schweren Erdbeben im Ausland eingesetzt.
Rega-Helis nicht zugelassen
Die Rega hat für solche Einsätze aber weder das Material noch die entsprechende Ausbildung, wie Sprecherin Karin Hörhager erklärt: «Die Rettungshelikopter der Rega sind für derartige Einsätze absolut ungeeignet, nicht adäquat ausgerüstet und entsprechend auch nicht zugelassen.»
Ein Rega-Heli verfüge beispielsweise nicht über die nötige Reichweite für Einsätze über dem offenen Meer. Laut Hörhager gibt es andere Organisationen, die für entsprechende humanitäre Einsätze oder Missionen in Krisengebieten weitaus besser geeignet sind als die Rega.