«Er fühlt sich überhaupt nicht schwerfällig an»

Aktualisiert

Cheftester über Gripen«Er fühlt sich überhaupt nicht schwerfällig an»

Erstmals düste der Gripen über die Schweiz. Am Steuerknüppel sass Bernhard Berset. Der Armasuisse-Pilot sagt gegenüber 20 Minuten Online, wie sich der Kampfjet anfühlt - und was ihm noch fehlt.

J.Pfister
D. Galka
von
J.Pfister
D. Galka

In seiner 29-jährigen Karriere als Armasuisse-Pilot hat Bernhard «Beni» Berset schon so manchen Kampfjet auf Herz und Nieren geprüft. Auch bei der Evaluation des schwedischen Kampfjets Gripen war er von Anfang an mit dabei. «Ich habe rund 15 Flüge mit dem Gripen hinter mir, das entspricht etwa 20 Flugstunden», sagt der Chef-Testpilot, kurz nach seinem Präsentationsflug auf dem Militärflugplatz im luzernischen Emmen. Dort wurde der Gripen F zum Schluss seines zehntägigen Gastspiels in der Schweiz den Medien vorgestellt.

Berset zeigt sich überzeugt vom Nachfolger des 30 Jahre alten Tiger F-5. «Zwischen dem F-5 und dem Gripen liegen Welten. Zum einen kann der Pilot mit der Flugsteuerung des Gripen praktisch keine Fehler mehr machen, zum anderen ist die ganze Elektronik auf einem viel höheren Niveau.» Auch wenn der Gripen im Gegensatz zu den Konkurrenten Rafale und Eurofighter nur mit einem statt mit zwei Triebwerken auskommt, fühle er sich in der Luft überhaupt nicht schwerfällig an. «Von der aerodynamischen Auslegung her und den kleinen Flügel zeigt er sich in der Luft sehr wendig.»

«Es geht nicht darum, was ich gerne fliege»

Ob er sich nicht trotzdem ein leistungsfähigeres Flugzeug gewünscht hätte, will Berset nicht beantworten. «Es geht hier nicht darum, was ich gerne fliege, sondern was die beste Wahl ist für die Schweizer Luftwaffe», sagt der Militärpilot. Für die Luftwaffe sei es sicher eine sehr gute Wahl. Davon wollte nicht nur Berset die rund 80 Teilnehmer des Medientags überzeugen. So hob Jürg Weber, Projektoberleiter Gripen von Armasuisse, die Erfahrung und den Leistungsausweis von Flugzeugbauer Saab hervor. «Das sind keine Anfänger.»

Weber versuchte allfällige Zweifel an dem sich noch in der Entwicklung befindlichen Flieger zu zerstreuen. Wenn, nach dem politischen Prozess, der Beschaffungsvertrag abgeschlossen sei, werde ein Schweizer Team die Entwicklung des Gripen E und des neuen Radarsystems AESA begleiten und versuchen, allfällige Risiken abzubauen.

Oberst Fabio Antognini, Ressortprojektleiter der Luftwaffe, zeigte, wie die Schlagkraft durch den Gripen erhöht werden kann, sowohl in Friedens-, Spannungs- und Konfliktsituationen. Er ergänze darum den F/A-18 optimal. Auch wenn es derzeit nicht das leistungsfähigste Flugzeug sei, erfülle der Gripen die an ihn gestellten Aufgaben.

Nur ein Demonstrations-Modell

Den Gripen E, den die Schweiz ab 2018 erhalten soll - wenn es nach dem Willen des Bundesrates geht -, gibt es noch gar nicht. Um bei der potenziellen Käuferin trotzdem einen Eindruck von ihm zu verschaffen, schickte der Flugzeughersteller Saab vorab mal einen zweisitzigen Demonstrationsjet Gripen F in die Schweiz.

Von seiner Basis auf dem Militärflugplatz Emmen aus absolvierte er mehrere Flüge. So war er am Donnerstag beim Fliegerschiessplatz Axalp-Ebenfluh zu sehen. Am Dienstag war er zudem der Sicherheitspolitischen Kommission vorgeführt worden. Wenn der Gripen sich durchsetzt, erhält die Schweiz ab der zweiten Jahreshälfte 2018 insgesamt 22 Stück des einsitzigen Gripen E. Der Kaufpreis beträgt 3,1 Milliarden Franken. Schon ab 2016 will die Schweiz ältere Gripen-Modelle mieten.

Mit Material der SDA

Deine Meinung zählt