Pendeln macht krank«Fixe Arbeitszeiten werden die Norm bleiben»
Es gibt keinen einfachen Weg aus dem Pendlerstress, sagt Expertin Daniella Lützelschwab. Denn der Arbeitsweg gilt nicht als Arbeitszeit.
Pendler leiden unter dem täglichen Weg zu Arbeit. Ab einer Dauer von 50 Minuten pro Weg kann Pendeln sogar krank machen. Ein Ausweg könnten flexiblere Arbeitszeiten oder Arbeiten von zu Hause aus sein. Dies ist aber nicht in allen Branchen möglich. Laut Daniella Lützelschwab, Arbeitsmarktexpertin des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, wird es darum in Branchen wie im Detailhandel oder in Industriebetrieben mit Schichtbetrieb weiterhin fixe Arbeitszeiten brauchen.
Frau Lützelschwab*, welcher Arbeitsweg kann einem Arbeitnehmer zugemutet werden?
Es liegt nicht am Arbeitgeber vorzuschreiben, wo der Arbeitnehmer wohnt und wie lang dessen Arbeitsweg sein soll. Eine grobe Orientierung gibt die Arbeitslosenversicherung. Demnach ist eine Arbeit unzumutbar, die einen Arbeitsweg von täglich mehr als 4 Stunden notwendig macht.
Langes Pendeln kann krank machen. Was unternehmen Arbeitgeber dagegen?
Unternehmen müssen sich an den Kundenbedürfnissen orientieren. Fixe Arbeitszeiten werden darum die Norm bleiben, beispielsweise in Industrieunternehmen mit Schichtbetrieb, bei Detailhändlern mit Ladenöffnungszeiten oder in der Verwaltung mit Schalterzeiten. Wo es das Aufgabenprofil sowie die Arbeitsorganisation zulassen, sind aber individuelle Lösungen denkbar, etwa Home Office.
Was raten Sie Angestellten, die unter einem langen Arbeitsweg leiden?
Der Arbeitgeber sollte den Arbeitnehmer darauf ansprechen und ihn auffordern, nach Lösungen zu suchen. Der Arbeitgeber kann ihn dabei allenfalls im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten unterstützen. Es liegt aber am Arbeitnehmer zu entscheiden, ob er seinen Wohnort wegen des Jobs wechseln will. Denn gemäss Arbeitsgesetz gilt der Arbeitsweg nicht als Arbeitszeit.
*Daniella Lützelschwab ist Arbeitsmarktexpertin des Schweizerischen Arbeitgeberverbands.