Bussen für Beschimpfungen«Hure», «Mongo», «Schlappschwanz»
Die Zahlen der Straftaten in Bezug auf Ehrverletzung sind gestiegen. Grund könnte die Banalisierung der Kraftausdrücke an sich sein.

Die Klagen wegen Verleumdung haben sich verdoppelt: Ein Mann und eine Frau schreien sich an. (Symbolbild)
Keystone/Jan-Philipp Strobel«Mongo», «Hure», «Schlappschwanz», «Mistkerl», «Kellerassel» oder gar «Blödmann von Vercorin»: Diese und andere Beschimpfungen haben in den letzten Jahren in der Schweiz zu Verurteilungen geführt.
Zwischen 2009 und 2016 ist die Zahl der Klagen wegen Beleidigung, Diffamierung und Verleumdung hierzulande explodiert, wie die Zeitung «Le Matin Dimanche» berichtet.
Die Klagen wegen Verleumdung haben sich in dem Zeitraum von 667 auf 1384 verdoppelt. Jene wegen Diffamierung stiegen von 980 auf 1624 und wegen Beleidigung von 5775 auf 9434 – was einer Zunahme von 63 Prozent entspricht.
Dies wiederspiegelt laut der Zeitung sowohl einen Anstieg der verbalen Gewalt als auch eine sinkende Toleranzmarge.
Banalisierung führt zu Reaktion
Eine wichtige Frage sei zu klären, ob die Gewalt an sich oder deren Meldungen zugenommen haben. Gemäss Caroline Dayer, Expertin für Prävention von Gewalt und Diskriminierung, ist die Zunahme der Beschwerden in erster Linie auf einen bestimmten Grund zurückzuführen. «Die Frage nach der Verletzung wird regelmässig thematisiert. Menschen kennen daher ihre Rechte besser und nutzen sie», so die Forscherin.
Einen weiteren Grund sieht sie in der vom Individuum mobilisierten kollektiven Empörung. «Wir erleben eine Banalisierung der Verletzung», sagt sie. «Und diese Verharmlosung von Kraftausdrücken schafft eine sehr starke Reaktion, die zu Beschwerden führen kann.»