«Konservative werden ihm das nicht verzeihen»

Aktualisiert

Imageschaden Seitensprung?«Konservative werden ihm das nicht verzeihen»

CVP-Mann Christophe Darbellay hat bei einem Seitensprung ein Kind gezeugt. Was bedeutet das für die Familienpartei?

von
D. Pomper
«Darbellay bedient in den Augen vieler das Bild des heuchlerischen Frömmlers, der Wasser predigt, aber Wein trinkt. Die Wähler des katholisch-konservativen Flügels, für die Werte wie Treue äusserst wichtig sind, werden enttäuscht sein und ihm das nicht verzeihen», sagt Kommunikationsberater Marcus Knill.
Die Partei könne von Glück reden, dass Darbellay nicht mehr Parteipräsident sei. In diesem Falle wäre der Imageschaden enorm gewesen. Der neue Präsident Gerhard Pfister halte die Familienpolitik hoch und stelle sich klar und deutlich hinter das «C».
Wie geht es weiter mit Darbellays Politkarriere? «Darbellay hat sich seine politische Karriere mit dieser Geschichte wohl verkachelt. Aber totsagen würde ich ihn deshalb sicher nicht. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat den Lewinsky-Skandal schliesslich auch gut überstanden», sagt Knill.
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«Darbellay bedient in den Augen vieler das Bild des heuchlerischen Frömmlers, der Wasser predigt, aber Wein trinkt. Die Wähler des katholisch-konservativen Flügels, für die Werte wie Treue äusserst wichtig sind, werden enttäuscht sein und ihm das nicht verzeihen», sagt Kommunikationsberater Marcus Knill.

Keystone/Dominic Steinmann

Der Seitensprung des ehemaligen CVP-Präsidenten Christophe Darbellay wird auf Twitter rege diskutiert. Die einen sehen die «politischen Werte der Partei aufs Gröbste verraten», die «christliche Nächstenliebe anders interpretiert» oder kritisieren seine «Doppelmoral» als Vertreter einer christlichen Familienpartei. Andere nehmen Darbellay in Schutz. Kinder und Seitensprünge seien Privatsache, schreibt etwa Politikberater Mark Balsiger. Jedes zwanzigste Kind in der Schweiz sei ein Kuckuckskind.

Auch die CVP argumentiert: «Die Angelegenheit hat mit der CVP, dem politischen Leistungsausweis von Christophe Darbellay und seinen Fähigkeiten als Politiker nichts zu tun, sondern ist absolut privater Natur.» Dass er zu seinem Fehler stehe und die Verantwortung dafür übernehme, entspreche ihrer Erwartung, so Sprecher Thomas Jauch.

Doch was bedeutet der Seitensprung für die CVP? Kommunikations- und Krisenberater Marcus Knill glaubt, dass die CVP mit einem blauen Auge davonkommen wird.

Herr Knill, der ehemalige CVP-Parteichef hat bei einem Seitensprung ein Kind gezeugt. Was bedeutet dies für die Christliche Volkspartei, die sich als Familienpartei präsentiert?

Ich war erst letzte Woche an einer CVP-Veranstaltung, an der der neue Präsident Gerhard Pfister die Familienpolitik hochgehalten und sich klar und deutlich hinter das «C» der Partei gestellt hat. Und nun kommt ausgerechnet Darbellay und kommuniziert seinen ausserehelichen Familienzuwachs. Aus Sicht der Partei kann man von Glück reden, dass Darbellay nicht mehr Parteipräsident ist. In diesem Falle wäre der Imageschaden enorm gewesen. So aber glaube ich, dass der Kelch an der CVP vorüberziehen und sie mit einem blauen Auge davonkommen wird, zumal die Partei die Angelegenheit kommunikativ vorbildlich behandelt hat.

Auf Twitter werfen User Darbellay Doppelmoral vor und sehen die politischen Werte der Partei verraten. Wie wird die CVP-Wählerschaft auf den Seitensprung reagieren?

Darbellay bedient in den Augen vieler das Bild des heuchlerischen Frömmlers, der Wasser predigt, aber Wein trinkt. Die Wähler des katholisch-konservativen Flügels, für die Werte wie Treue äusserst wichtig sind, werden enttäuscht sein und ihm das nicht verzeihen. Alle diese werden Darbellay als abtrünniges, sündiges Schaf betrachten, das nicht zu den christlichen Werten der Partei steht. Im liberalen Flügel der CVP dürfte weniger die Moralkeule geschwungen werden. Diese Parteimitglieder werden seine Ehrlichkeit schätzen und darauf verweisen, dass es schliesslich keine perfekten Menschen gibt.

Darbellay inszenierte sich gegen aussen regelmässig als fürsorglicher Vater...

Darbellay zeigte sich in Homestorys als liebender und vorbildlicher Familienvater. Damit steht er heute - trotz mea culpa - recht unglaubwürdig da.

Was bedeutet der Seitensprung für Darbellays Politkarriere Nächstes Jahr will er den Sprung in die Regierung seines Kantons schaffen, den Walliser Staatsrat.

Darbellay hat sich seine politische Karriere mit dieser Geschichte wohl verkachelt. Aber totsagen würde ich ihn deshalb sicher nicht. Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat den Lewinsky-Skandal schliesslich auch gut überstanden.

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