Tim Guldimann«Man kann die AfD nicht mit der SVP vergleichen»
Ex-Diplomat Tim Guldimann findet, die AfD sei kein Pendant zur SVP. Die Schweizer Partei sei im Kern rechtsbürgerlich, nicht rechtsnationalistisch.
Als ehemaliger Schweizer Botschafter in Berlin ist SP-Nationalrat Tim Guldimann ein profunder Kenner der deutschen Politik. Am Sonntag weilte er in der deutschen Hauptstadt an der Wahlfeier der SPD, die das schlechteste Resultat seit dem Zweiten Weltkrieg erzielt hatte.
In einem Interview mit der «Aargauer Zeitung» äussert er sich zum Vormarsch der AfD. Er sei schockiert von den Positionen, «die wir vom Führungspersonal um Frauke Petry, Jörg Meuthen und Alexander Gauland in den letzten Monaten zu hören bekommen» haben. «12 Prozent Rechtsextreme» seien im Vergleich zu Frankreich oder Österreich aber bescheiden.
«Halte nichts von Vergleichen mit der SVP»
Dass die AfD des Öfteren mit der Schweizerischen Volkspartei verglichen wird, findet der Ex-Diplomat falsch. «Die radikalen, völkisch-nationalen Positionen der AfD stehen auch vor einem ganz anderen historischen Hintergrund, der sie so erschreckend macht.»
Zwar gebe es auch in der SVP «faschistoide Elemente». Doch sie seien nicht der Mainstream einer Partei, die seit Jahrzehnten Regierungsverantwortung trage. Im Kern sei die SVP nicht rechtsnationalistisch orientiert, sondern rechtsbürgerlich. «Es gibt zahlreiche SVP-Kollegen im Parlament, mit denen ich sehr vernünftig diskutieren kann, das wäre mit der AfD wohl kaum möglich.»
Wahlkampf mit dem Vorbild Schweiz
Die Alternative für Deutschland warb im Wahlkampf für eine direkte Demokratie nach dem Vorbild Schweiz – Alphörner oder das Matterhorn zierten ihre Wahlplakate.
Für Guldimann ist klar: Die AfD glaube, «damit die Stimme des Volkes gegen ‹die da oben› mobilisieren zu können». Die anderen Parteien seien darum zurückhaltend geworden, für direktdemokratische Verfahren zu werben, bedauert Guldimann.
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