«Krank arbeiten wäre für viele eine Erleichterung»

Aktualisiert

Keine Bettruhe«Krank arbeiten wäre für viele eine Erleichterung»

Neu sollen Mitarbeiter auch im Krankheitsfall arbeiten. Für viele sei dies eine Erleichterung, sagt ein Arbeitspsychologe.

B. Zanni
von
B. Zanni
Manchen Angestellten gehe es nicht unbedingt besser, wenn sie angeschlagen zu Hause sässen, und der Berg unbearbeiteter E-Mails wachse und wachse, sagt Arbeitspsychologe Silvan Winkler.

Manchen Angestellten gehe es nicht unbedingt besser, wenn sie angeschlagen zu Hause sässen, und der Berg unbearbeiteter E-Mails wachse und wachse, sagt Arbeitspsychologe Silvan Winkler.

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Herr Winkler, die eiserne Regel, bei Krankheit nicht zu arbeiten, gilt plötzlich nicht mehr. Warum?

Die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt steigen laufend. Die Unternehmen arbeiten aber auch kostenorientierter. Das Bewusstsein über krankheitsbedingte Produktionsausfälle ist gestiegen – es verursacht Kosten in Milliardenhöhe. Zudem erlauben die digitalen Technologien zunehmend flexibleres Arbeiten.

Wenn ich meinem Chef sage, dass ich krank bin, erwarte ich, dass er mir glaubt und dass ich mich in Ruhe erholen kann. Erwartet mein Arbeitgeber aber, dass ich trotzdem arbeite, fühle ich mich nicht ernst genommen.

Klar ist, dass Arbeitgeber Angestellte nicht unter Druck setzen dürfen. Das Vertrauensverhältnis spielt eine entscheidende Rolle. Trotz Krankheit arbeiten zu können, wäre aber übrigens auch für viele Mitarbeiter eine Erleichterung.

Eine Erleichterung?

Manchen Angestellten geht es nicht unbedingt besser, wenn sie angeschlagen zu Hause sitzen, und der Berg unbearbeiteter E-Mails wächst und wächst. Viele plagt ein schlechtes Gewissen, wenn sie nicht arbeiten, sich aber fit genug für einfache Tätigkeiten von zu Hause aus fühlen.

Zeugt es nicht gerade vom hohen Druck am Arbeitsplatz, dass man so schnell ein schlechtes Gewissen bekommt und nicht mal mehr in Ruhe krank sein darf?

Als Angestellter muss man unbedingt die Eigenverantwortung wahrnehmen. Sobald man merkt, dass die Leistung nachlässt, etwa die Konzentration, sollte man aufhören. Das sieht auch jeder Arbeitgeber ein. Denn damit vermeidet man auch Fehler, die zu enormen Folgekosten führen können.

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