Islamische Organisation«Offene IS-Werbung gibts wohl in keiner Moschee»
Laut der Vereinigung der Islamischen Organisation Zürich wird sehr viel getan, um die Indoktrination in Moscheen zu unterbinden. Es fehle aber an qualifizierten Personen.

Die Vereinigung der Islamischen Organisation Zürich (VIOZ) will mit den Eltern der Geschwister aus Winterthur Kontakt aufnehmen und ihnen Unterstützung zukommen lassen, sofern sie das wünschen.
Herr Hanel*, haben Sie bereits Kenntnis über den Fall der entlaufenen Jugendlichen, die offenbar auf dem Weg nach Syrien sind?
Ja, ich habe es via 20 Minuten erfahren.
Der Vater der beiden Jugendlichen macht eine Moschee in der Region Zürich dafür verantwortlich, dass seine Kinder sich dem IS anschliessen wollen. Wie gehen Sie in der Vereinigung der Islamischen Organisation Zürich (VIOZ) mit solch einem Vorwurf um?
Dass wir – sobald wir wissen, um welche Personen es sich hier konkret handelt – mit diesen bedauernswerten, leidgeprüften Eltern Kontakt aufnehmen und ihnen Beistand und Unterstützung zukommen lassen, sofern sie das wünschen.
Allerdings wäre es wohl ganz allgemein wünschenswert, dass solche Verdachtsmomente oder konkrete Hinweise auf ähnlich gelagerte Fälle an die VIOZ gemeldet werden. Bislang liegt der VIOZ allerdings nicht eine einzige solche Meldung vor.
Ist Ihnen bekannt, dass in einer Zürcher Moschee für den IS geworben wird? Bisher hatten Sie ja stets betont, dass dieses Problem in Zürich nicht bestehe.
Nein – das ist uns nicht bekannt. Vielmehr wissen wir, dass in den Moscheen alles getan wird, um Verführungen jeder Art keinen Platz einzuräumen. Es fehlt allerdings an qualifizierten, in der Schweiz ausgebildeten Theologen und Religionslehrern, um das richtige Potenzial religiöser Bildung gegen solche möglichen Auswüchse zu aktivieren und die Jugendlichen zeitgemäss anzusprechen und abzuholen.
Wissen Sie, um welche Moschee es sich handelt?
Von Zeitung und Rundfunk wurden uns widersprechende Informationen mitgeteilt. Wir werden alle Informationen überprüfen.
Aufgrund der ersten Erkenntnisse in diesem Fall: Was gedenken Sie bei der VIOZ zu unternehmen?
Das werden wir entscheiden, sobald wir über die Fakten Bescheid wissen. Ein aufklärendes Gespräch mit den wirklich betroffenen Moscheen und deren Vorständen sowie eine Kontaktnahme mit den Eltern ist allerdings obligatorisch.
Sind Präventionsmassnahmen geplant oder bereits in Kraft, um Gemeindemitglieder vor IS-Werbern zu schützen?
Natürlich wird zurzeit in den uns bekannten Moscheen in den Predigten und Vorträgen auf die Kraft ideologischer, diabolischer, in theologischem Gewand verkleideter Verführung hingewiesen. Ich bin auch überzeugt, dass die betreffenden Verantwortlichen, so sie Kenntnis von den Ansichten oder Absichten der Jugendlichen gehabt haben, fürsorglichen Kontakt mit den Eltern aufgenommen haben.
Muss ein Imam merken, wenn in seiner Moschee für den IS geworben wird und wie sollte sich ein Imam in diesem Fall verhalten?
Offene Werbung für IS dürfte es in keiner Moschee geben. Selbstverständlich ist das Thema IS ganz allgemein auch in den Moscheen aktuell und wird entsprechend diskutiert. Verführung, Missbrauch, Instrumentalisierung von Religion wie auch profaner Politik ist immer ein Thema gläubiger Menschen. Die heutzutage offenkundig schamlos dargestellte pervertierende Verquickung von Religion und Politik, die mitnichten integraler Bestandteil islamischer Lehre ist, wie den Menschen aber mit hohem Budget weisgemacht wird, leistet ganze Arbeit, vor allem, aber nicht nur Jugendliche zu verwirren und zu verführen.
*Muhammad M. Hanel ist Sprecher der Vereinigung der Islamischen Organisation Zürich (VIOZ), der Dachorganisation der Zücher Muslime.