«Sie haben die Betreuer angegriffen»

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Jugendheim Prêles«Sie haben die Betreuer angegriffen»

Am Dienstag sind sechs Jugendliche aus einem Jugendheim im Kanton Bern geflüchtet. Der Verantwortliche des Kantons erklärt, wie es dazu kam.

phi
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Thomas Freytag ist Vorsteher des Amts für Freiheitsentzug und Betreuung des Kanton Bern.

Thomas Freytag ist Vorsteher des Amts für Freiheitsentzug und Betreuung des Kanton Bern.

Herr Freytag*, wie kam es genau zur Flucht?

Nach dem Abendessen haben sechs Jugendliche zwei Sozialarbeiter angegriffen und ihnen die Schlüssel zum Jugendheim abgenommen. Obwohl die Betreuer sofort Alarm geschlagen haben, konnten die Jugendlichen fliehen.

Warum hat der Sicherheitsdienst nicht sofort eingegriffen?

Im Jugendheim ist der Sicherheitsdienst nicht immer anwesend und kommt normalerweise nur, wenn jemand Alarm schlägt.

Hat sich denn dieses System bewährt? Bereits vor einigen Jahren kam es zu einem Ausbruch in Ihrem Jugendheim…

In diesem Zusammenhang muss man verstehen, dass wir kein Gefängnis sind, sondern ein Jugendheim: Wir versuchen mit den Jugendlichen eine Beziehung aufzubauen, um sie gezielt zu fördern. In dieser Hinsicht wäre die dauernde Präsenz des Sicherheitsdienstes sicher nicht förderlich.

In Ihrer Medienmitteilung schreiben sie, dass von den Ausgebrochenen keine Gefahr ausgehe. Dies obwohl sie zwei Sozialpädagogen zu überwältigen vermochten?

Ja. Der Angriff auf die Sozialpädagogen ist im Rahmen der Flucht zu verstehen. Ohne die Schlüssel hätten sie nicht fliehen können und um an diese zu kommen war es nötig, die Sozialpädagogen zu überwältigen.

Aus irgendeinem Grund wurden die Jugendlichen allerdings in ein Jugendheim eingewiesen…

Natürlich, es handelt sich nicht um Musterbürger. Aber wir sprechen von Vergehen wie Diebstahl oder Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz: Diese Jugendliche sind keine Gewaltstraftäter.

*Thomas Freytag ist Vorsteher des Amts für Freiheitsentzug und Betreuung des Kantons Bern.

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