«So werden Fünftklässler ans Rauchen gewöhnt»

Aktualisiert

E-Shishas für Junge«So werden Fünftklässler ans Rauchen gewöhnt»

An einer Zürcher Schule wurden kürzlich zwei Primarschüler mit E-Shishas erwischt. Die günstigen Dampfgeräte verleiteten Kinder zum Rauchen, befürchtet die Suchtprävention.

Hannes von Wyl
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Hannes von Wyl

«Wir haben letzte Woche beobachtet, dass mehrere Primarschüler auf dem Schulareal dampfen», sagt Daniel Amrein, Schulleiter der Primarschule Auhof im Schulkreis Schwamendingen. Die Schule habe bei einem Fünft- und einem Sechstklässer sogenannte E-Shishas konfisziert. Diese hätten sie an einem Kiosk gekauft.

Laut der Suchtprävention der Stadt Zürich sind die Dampfgeräte bereits an zwei weiteren Schulen aufgetaucht: «Wir hatten in der letzten Zeit vermehrt Anfragen von Schulen und besorgten Eltern wegen Mittelstufe-Schülern, die E-Shishas rauchen», sagt Urs Rohr, Bereichsleiter Familie und Freizeit.

Besorgte Eltern

Auch in anderen Kantonen melden sich Schulen und besorgte Eltern bei Präventionsstellen oder Schulleitungen. In Luzern fragte etwa der Elternrat beim kantonalen Schulleiterverband nach, ob die Schulen offizielle Richtlinien haben, was den Umgang mit elektronischen Zigaretten betreffe. Die Aargauer Suchtprävention und die Lungenliga Aarau haben ebenfalls Anfragen erhalten. Auch in Basel-Stadt kennt man das Problem.

«Unter den Schülern spricht sich herum, wo sie E-Shishas kaufen können», sagt Amrein. Die günstigen Einweggeräte mit Fruchtaromen sind an verschiedenen Verkaufsstellen ohne Altersbeschränkung erhältlich. Das bereite ihm Kopfzerbrechen. «Mir macht Sorgen, dass die Kinder etwas konsumieren, das sie nicht kennen.» Die Kinder fühlten sich durch das Dampfen älter und präsentierten sich im Kollegenkreis als besonders «cool».

E-Zigaretten als Einstiegsdroge

Die Suchtprävention der Stadt Zürich warnt denn auch vor den E-Shishas. Die Geräte seien leicht verfügbar und sprächen mit fruchtigen Aromen gezielt Kinder und Jugendliche an. «So können sich bereits Fünftklässler an eine Rauchhandlung gewöhnen, was letztlich zu einem Einstieg in die Nikotinabhängigkeit führen kann», sagt Rohr. Er fordere daher die Einführung einer Altersbeschränkung für den Verkauf von elektronischen Zigaretten.

Auch Händler verurteilen den Verkauf der Dampfgeräte an Junge. «Das ganze Produkt wird in ein schlechtes Licht gerückt, weil es einzelne Händler gibt, die aus Profitgier E-Zigaretten an Minderjährige verkaufen», sagt Stefan Meile, Geschäftsführer der InSmoke AG. Die meisten Verkäufer hätten eine freiwillige Alterslimite von 18 Jahren eingeführt, denn: «E-Zigaretten sind nur für erwachsene Raucher, die ihren Zigaretten-Konsum reduzieren wollen.»

Auch Kioskbetreiberin Valora, die E-Shishas in ihrem Sortiment führt, kennt eine – freiwillige – Altersbeschränkung. «Wir verkaufen die E-Zigarette unter Einhaltung der kantonalen Tabakgesetzverordnung, das heisst je nach Kanton ab 16 oder 18 Jahren», schreibt eine Sprecherin auf Anfrage.

Gesetzliche Regelung in Arbeit

Für Rohr ist das wenig glaubhaft. «Die freiwillige Selbstbeschränkung mancher Händler ist eine reine Schutzbehauptung. Natürlich wollen die Leute, die Geld in das E-Zigaretten-Business investiert haben, ein möglichst positives Image aufbauen.» Daher brauche es eine klare gesetzliche Regelung.

Dazu arbeite das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gegenwärtig Vorschläge aus, berichtet der «Beobachter». Denkbar wäre etwa ein separates Tabakproduktegesetz, unter das auch E-Zigaretten fallen könnten. «Das würde nicht bedeuten, dass E-Zigaretten den normalen Zigaretten in jeder Hinsicht gleichgestellt werden. Es wäre möglich, den Zugang zu solchen Produkten, die dafür erlaubte Werbung und Warnungen spezifisch zu regeln», sagt Michael Anderegg, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BAG.

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