Risiko bei MRT«Tattoos können zu Verbrennungen führen»
Wer eine Tätowierung will, denkt wohl kaum an eine Magnetresonanztomographie. Doch bei MRT-Untersuchungen kann man sich wegen des Tattoos die Haut verbrennen.
Ein junger Mann lässt sich in Ibiza ein Tattoo stechen, einige Jahre später muss er sich wegen einer Verletzung am Bein einer Magnetresonanztomographie (MRT) unterziehen. Während er in der Röhre liegt, fängt seine Haut zu schmerzen an und wird rot. Er schlägt Alarm und die Ärzte bringen ihn sofort aus dem Raum. Noch 20 Minuten später wird eine gerötete Schwellung sichtbar, die einer Verbrennung ähnelt. Werner Wichmann, Leitender Arzt am Institut für Neuroradiologie am Universitätsspital Zürich (USZ), erklärt, was hier passiert ist.
Herr Wichmann, ein Mann verbrennt sich während eines MRTs aufgrund seines Tattoos die Haut. Ein Zufall?
Werner Wichmann: Nein, es ist bekannt, dass Tätowierungen bei MRT-Untersuchungen in sehr seltenen Fällen zu Schmerzen, Hautrötungen, Schwellungen oder sogar zu Verbrennungen führen können. Am USZ ist es noch nie dazu gekommen. Die Sicherheitsbestimmungen sind darauf ausgelegt, derartige problematische Fälle zu erkennen und so Verletzungen zu vermeiden.
Wie genau beugt man einer solchen Reaktion vor?
Die Fachpersonen für medizin-technische Radiologie sind für das Thema geschult und sensibilisiert. Sicherheitsmassnahmen beinhalten Fragebogen, Gespräche und Aufklärung der Patienten sowie audiovisuelle Überwachung während der Untersuchung.
Angenommen, es kommt doch zu einer Verbrennung, was dann?
Gegebenenfalls wird die Körperregion vor und nach dem MRT untersucht und eventuell gekühlt. Die Untersuchung kann auch verkürzt oder abgesagt werden. Patienten mit Tätowierungen werden vor dem MRT über Risiken informiert. Ausserdem fordern wir sie auf, einen Alarmknopf zu betätigen, sobald sie Schmerzen verspüren. Dadurch kann der Vorgang gestoppt und Verbrennungen können verhindert werden.
Was geschieht genau mit dem Tattoo während dem MRT?
Die bei der Untersuchung erzeugten magnetischen Felder interferieren mit den Farbpartikeln der Tätowierungen. Dies wird durch Metallteilchen verursacht, die sich in der Tinte des Tattos befinden - übrigens auch im Permanent-Make-up. Diese Teilchen beginnen während dem MRT zu schwingen. Diese Mikrovibration spürt der Patient zwar nicht, sie verursacht aber Hitze. Diese kann zu leichten Schmerzen, Rötungen, Schwellungen oder schlimmstenfalls gar zu Verbrennungen führen.
Gibt es Tattoos, die eher zu Verbrennungen neigen als andere?
Bei frisch gestochenen und grossflächigen Tätowierungen, die Farben mit Metallpartikeln enthalten, ist Vorsicht geboten. Auch wenn sich die Teilchen noch nicht richtig mit der Haut verbunden haben, kann es zu Verbrennungen kommen. Gefährlich sind vor allem alte und unprofessionell gestochene Tattoos, weil diese mehr Metall enthalten.
Wie kann man das Risiko einer Verbrennung minimieren?
Wer sich eine Tätowierung stechen lässt, sollte sich vorab informieren, ob die Farben Metallpartikel enthalten. Nach dem Stechen der Tätowierung sollten die Patienten sechs Wochen zuwarten mit einer MRT-Untersuchung. Wer bereits weiss, dass seine Tätowierung bei einem MRT schmerzt, kann sich mit Geräten untersuchen lassen, welche eine niedrige Feldstärke aufweisen.
Wie oft kommt es denn zu derartigen Verletzungen?
Weltweit sind von 1989 bis 2011 nur zehn Fälle von entsprechenden Schmerzen und Verbrennungen dokumentiert. Am USZ ist mir kein Fall einer Verbrennung aufgrund einer Tätowierung bekannt.
Werner Wichmann ist Leitender Arzt am Institut für Neuroradiologie des Universitätsspitals Zürich