«Gotthard-Verschwörung»«Teufel, Illuminati und Lesben in Zombie-Parade»
Die Gotthard-Zeremonie ist ein gefundenes Fressen für Fundamentalisten und Verschwörungstheoretiker. Sie sehen darin ein satanistisches Ritual.
«Das Ende ist nah! Das ist purer Satanismus!» Die Kommentatoren von Trunews.com können es nicht fassen, als sie die Zeremonie zur Gotthard-Eröffnung sehen. Als die Bauarbeiter sich zu einem minimalistischen Beat aus ihren Gewändern schälen und sich in Unterhosen auf dem Boden winden, ruft einer von ihnen entsetzt: «Was ist los in der Schweiz? Was tun die bloss?» Sein Kollege ergänzt schockiert: «Sie beten Luzifer an, sie rufen ihn!»
Der Artikel dazu wurde auf der Website des fudamentalistisch-christlichen Portals so oft aufgerufen, dass diese fast zusammenbrach. Und er ist bei Weitem nicht der Einzige: Google spuckt über 100 Artikel aus, die die Gotthard-Eröffnung als Werk des Teufels brandmarken. Sie tragen Titel wie «Die Eröffnung des Schweizer Gotthardstunnels vereinigt Luzifer, Lesben, Dämonen, Ziegengötter und Illuminati in einer Zombie-Parade».
«Jede interreligiöse Veranstaltung ist für radikale Freikirchler schlimm»
Hinzu kommen Dutzende Youtube-Videos, auf denen Kommentatoren den «Tunnel zur Hölle» und das «kranke satanische Sex-Ritual» geisseln. Sie kommen teilweise auf weit über 10'000 Klicks.
Sektenexperte Georg Otto Schmid überrascht die Flut der Beiträge nicht. Die Gotthard-Eröffnung bediene sowohl christlich-fundamentalistische Kreise wie Verschwörungstheoretiker. «Bei radikalen Freikirchlern gibt es die Vorstellung, dass bald ein Antichrist auftritt, der die Religion vereinigen wird. Jede interreligiöse Veranstaltung ist für sie deshalb schlimm.»
«Ein Beispiel dafür, wie unser Leben beeinflusst wird»
Zudem würden die Theorien rund um heimliche Weltherrscher wie die Illuminati befeuert, weil an der Gotthard-Eröffnung diverse ranghohe Politiker und sonstige Gäste anwesend waren.
Der russische Think Tank Katehon kommentiert die Zeremonie so: «Die satanistischen und sodomistischen Bilder zeigen die künstlerischen und religiösen Präferenzen der globalistischen Elite. Die Eröffnung des Tunnels war ein symbolischer anti-christlicher Akt der Teufelsanbetung. Die postmoderne Show war eine offensichtliche Botschaft. Die Anwesenheit der EU-Chefs ist ebenfalls von Bedeutung.»