«Tiere verbreiten Ebola besser als Menschen»

Aktualisiert

Unterschätzte Gefahr«Tiere verbreiten Ebola besser als Menschen»

Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung von Ebola ist nicht das grösste Problem. Fledermäuse und andere Säugetiere sind die besseren Wirte, sagt Immunologe Beda Stadler.

Vroni Fehlmann
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Vroni Fehlmann

Experten sind sich einig, früher oder später wird es auch in der Schweiz einen Ebola-Fall geben. Doch die Leute müssen sich nicht nur vor infizierten Patienten fürchten, besonders wohl fühlt sich das Virus nämlich im Tierreich. «Der Mensch ist kein guter Wirt für das Ebola-Virus, denn er ist viel zu schnell tot. Tiere sind aus Sicht des Erregers besser geeignet», sagt der Immunologe Beda Stadler. Das bestätigen Studien aus der ganzen Welt: Das Virus wurde schon bei Nagetieren, Fledermäusen, Antilopen, Schweinen, Hunden, Schimpansen, Gorillas und Affen nachgewiesen. Laut einem amerikanischen Forscherteam könnten sogar Vögel mögliche Überträger von Ebola sein, berichtet «Discovery News». Es kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass weitere Arten betroffen sind.

Von den Tieren wird das Virus auf den Menschen übertragen, erklärt Stadler. Allerdings nicht durch den Fleischkonsum. Wird es gekocht, sterben die Erreger ab. «Das Problem ist die Jagd. Beim Ausnehmen der erlegten Tiere können sich die Menschen anstecken.» Das Virus verbreite sich auch über die Schleimhaut. Leckt beispielsweise ein infizierter Hund das Gesicht seines Herrchens, kann das Virus auf den Menschen übertragen werden. Zudem können die gefährlichen Erreger mittels Fäkalien im Abwasser landen und so an Ratten gelangen.

Fledermäuse, Hunde und Schimpansen als Wirte

Dass sich das Virus auf diese Weise unkontrolliert verbreiten kann, glaubt Stadler jedoch nicht. «Die meisten Leute trinken das Abwasser ja nicht. Ausserdem gibt es viel gefährlichere Krankheiten, die darin enthalten sind.» Laut dem Immunologen müsse es eine sehr unglückliche Verkettung von Zufällen und fahrlässigem Handeln geben, damit sich das Virus in der Schweiz über das Tierreich verbreiten könnte. Das mache eine Ausbreitung praktisch unmöglich. «Frisst ein Hund Erbrochenes eines Ebola-Patienten, wird er geschlachtet. Wir würden jedes Tier finden, das das Virus in sich trägt. Die Schweiz könnte die Krankheit mit Leichtigkeit ausrotten.»

Stadler gibt jedoch auch zu, dass ihm kein Massnahmenplan bekannt ist, der das Vorgehen bei Ebola-Fällen im Tierreich regelt. «Die Krankheit war für die Schweiz bis vor Kurzem auch nicht wirklich interessant, da es sie hierzulande schlicht nicht gab.» Zudem sei nicht klar, welche Schweizer Tierarten das Virus überhaupt übertragen könnten. In Afrika sind es vor allem Fledermäuse und Schimpansen, aber auch Hunde, die immer wieder für einen Ausbruch der Krankheit unter Menschen verantwortlich sind.

Fehler bei der Entsorgung sind gefährlich

Jedoch sei die Situation in diesen Regionen eine andere als in der Schweiz. «Hierzulande wird ein Ebola-Patient ins Spital gebracht. Dort gibt es keine Hunde, Fledermäuse oder andere Tiere, die das Virus aufnehmen können», sagt Stadler. Die Hygienemassnahmen seien aber nur so gut wie das schwächste Glied. Komme es beim Entsorgen von Kleidern, Ausscheidungen oder menschlichen Überresten zu Fehlern, bestehe trotzdem die Gefahr einer Weiterverbreitung. Dass die Angst davor real ist, zeigt der aktuelle Fall aus Spanien. Dort haben die Behörden den Hund einer infizierten Krankenpflegerin einschläfern lassen, weil er sich angesteckt haben könnte.

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