Aktion gegen RassismusAnti-Neonazi-Song soll in die Schweizer Charts
Die «Aktion Tubel Trophy» verfolgt zwei Ziele: Den Baby-Jail-Hit gegen Rassismus wieder in die Charts hieven und damit Flüchtlingen helfen.

Baby Jail im Jahr 2014: Ihr Song von 1992 hat nichts an Aktualität eingebüsst.
«Es isch emal en Tubel gsi, e richtig miesi Fläsche, dä hät gmeint, e helli Huut, das seg e Frag vom Wäsche» – so beginnt das Lied «Tubel Trophy» der Zürcher Band Baby Jail, das sich gegen Rassismus wendet. 1992 war das Lied ein Hit in der Schweiz und damals auf Platz 7 der Charts zu finden. Nun soll es wiederbelebt werden.
Die Idee stammt aus Deutschland: Dort wurde die «Aktion Arschloch» durchgeführt, bei dem das Lied «Schrei nach Liebe» von den Ärzten in Deutschland innert weniger Tage an die Spitze der Charts stürmte – in der Schweiz reichte es diese Woche zu Platz 6.
Erlöse an wohltätige Organisation
David Schlatter (39) aus Basel will die Aktion für die Schweiz kopieren: «Auch hier ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz zu setzen, wäre schön.» Die Idee ist simpel: So viele Menschen wie möglich sollen den Song «Tubel Trophy» von Baby Jail downloaden und den Song so an die Spitze der Schweizer Charts hieven. Die Erlöse sollen einer Organisation im Flüchtlingsbereich zugutekommen.
Das Problem in der Schweiz: Der Song aus dem Jahr 1992 ist derzeit nicht auf den üblichen Plattformen erhältlich. Baby Jail habe aber grünes Licht gegeben, sagt Schlatter. «Nun kümmern wir uns darum, die ‹Tubel Trophy› so schnell wie möglich auf iTunes, Google Play und die anderen Plattformen zu stellen.» Das müsse möglichst schnell geschehen.
Umsetzung noch unklar
Mittlerweile hat sich eine kleine Gruppe von Mitstreitern um Schlatter geschart, die der «Aktion Tubel Trophy» zum Erfolg verhelfen will. Die Motivation dahinter: «Der Song ist so aktuell wie vor 23 Jahren», sagt Schlatter. «Damit soll dem politischen Geschrei in der Schweiz, das von einer gewissen Partei veranstaltet wird, etwas entgegengesetzt werden.»
Ob die Aktion gelingt, ist noch unklar – Boni Koller von Baby Jail, der das Lied geschrieben hat, äussert sich vorsichtig. «Wir als Band wollen nicht als Trittbrettfahrer gelten, die die ‹Aktion Arschloch› kopieren. Aber wenn die Leute finden, dass es sich eignet, um ein Zeichen in dieser politisch vergifteten Atmosphäre zu setzen, haben wir natürlich nichts dagegen.»
«Song hat nichts an Aktualität eingebüsst»
Er sei unsicher, ob die Aktion so einfach umsetzbar sei, wie sich das die Initianten vorstellten – da nicht hundert Prozent der Rechte in ihrem Besitz seien. «Wir haben unser Einverständnis gegeben, verzichten also auf mögliche Einnahmen, aber es braucht auch noch die Zustimmung der Plattenfirma», sagt Koller.
Der Song habe aber auch aus seiner Sicht, 23 Jahre nach seiner Entstehung, leider nichts an Aktualität eingebüsst. Das Lied sei nach der 700-Jahr-Feier 1991 entstanden, als Neonazis zum ersten Mal aufs Rütli marschiert waren.
Boni Koller: «Ich wollte damals bewusst keine plumpe Hau-die-Nazis-Botschaft vermitteln, sondern mich über diese Denkweise lustig machen. Das ist uns gelungen – ich denke, die meisten Schweizer haben den Song schon mal gehört und finden ihn entweder gut oder saudoof.»
Baby Jail
Baby Jail wurden Ende 1985 gegründet und hiessen zunächst Bébés Phoques (Die Robbenbabies). Mit der Veröffentlichung des Albums «Trendy» und der Single «Tubel Trophy» gelang 1992 schliesslich auch ein kommerzieller Erfolg: Beide Tonträger waren in den Top Ten der offiziellen Charts platziert. 1994 löste sich die Band auf, um sich 2012 neu zu formieren. Parallel zur Wiedervereinigung entstand der Dokumentarfilm «Baby Jail – Rückkehr des lautesten Cabarets» von Roman Wasik.