«Wir müssen lernen, mit Terror zu leben»

Publiziert

Anschläge«Wir müssen lernen, mit Terror zu leben»

Schon wieder haben IS-Anhänger gestern einen Anschlag verübt. Der Terror in Metropolen und gegen Westler hat Methode – und schürt Ängste.

gux/hal
von
gux/hal
Polizisten und Forensiker nach dem Anschlag in Istanbul: Leider mittlerweile ein gewohntes Bild.

Polizisten und Forensiker nach dem Anschlag in Istanbul: Leider mittlerweile ein gewohntes Bild.

Reuters/Murad Sezer

Das Attentat auf «Charlie Hebdo», die Schiesserei im Thalys-Zug in Belgien, die Bombe im Flugzeug über dem Sinai, das Blutbad in Paris – das sind nur die Terrorattacken, die in Europa 2015 die stärksten Reaktionen hervorriefen. Diese Woche kamen Attentate in Istanbul und Jakarta hinzu. Zu allen Taten bekannte sich die ­Terrormiliz IS oder konnte den Tätern ein islamistischer Hintergrund nachgewiesen werden.

Die Opfer sind mehrheitlich Westler, Expats – und Touristen. Tourismus-Forscher Martin Lohmann spricht von einer «neuen Dimension» von Terrorismus, der sich «direkt und ohne Umschweife gegen Touristen» richte. Terrorexperte Joachim Krause ergänzt: «Wir stellen eine Zunahme terroristischer Anschläge auf Tourismusziele fest.»

Terror soll Länder destabilisieren

Dahinter steckt offenbar eine Strategie des IS: Die Feriengäste bleiben aus – in Tunesien und Ägypten stehen viele Strände und Hotels leer –, Arbeitsplätze gehen verloren. «Das Ziel der Terroristen ist es, Länder zu destabilisieren», sagt Kruse. Die Unsicherheit zeigt sich aber auch in der Schweiz: Jeder Zweite hat Angst, dass mit den Flüchtlingen auch Terroristen ins Land kommen.

Anschläge sind nirgends mehr ausgeschlossen, wie Peter Regli, ehemaliger Chef des Schweizerischen Nachrichtendienstes, sagt: «Wir müssen lernen, mit dem Terror zu leben. Leider muss jeder von uns, sobald er aus dem Haus geht, damit rechnen, sich zur falschen Zeit am falschen Ort zu befinden.»

Leute vergessen schnell

Angst als Dauerzustand? Das Reiseverhalten deutet eher darauf hin, dass Schweizer schnell verdrängen oder vergessen. Nach einem einzelnen Terroranschlage erhole sich die Nachfrage «nach relativ kurzer Zeit wieder», sagt Jürg Stettler vom Luzerner Institut für Tourismuswirtschaft.

Deine Meinung zählt